Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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27. GOTS-Jahreskongress | Verletzungen beim Boxsport

GOTS – Pressenewsletter 16.04.2012

Sehr geehrte Damen und Herren,

in rund zwei Monaten tagt die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin zum 27. Mal. Austragungsort wird erstmals Salzburg sein. Im Mittelpunkt stehen die Themen der Extremsportmedizin.

Extrem spannend und damit publikumsträchtig verlaufen auch viele Boxkämpfe ab. Doch ist Boxen wirklich gefährlich? Im folgenden Pressetext beantworten wir diese Frage.

Im Anhang zu diesem Newsletter finden Sie zudem die aktuellen Informationen der European Federation of National Associations of Orthopaedic Sports Traumatology (EFOST).

Mit freundlichen Grüßen,
Frank Wechsel und Dr. Wolfgang Schillings, GOTS-Pressesprecher

27. GOTS-Jahreskongress: 22.-23. Juni 2012, Salzburg Congress, Österreich

Die Jahrestagung 2012 der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) findet erstmals in Salzburg statt. Das zentrale Thema dieses 27. GOTS-Kongresses wird der Extremsport sein.

„Die Grenze zwischen Wahn und Sinn scheint dabei zu verschwimmen“, sagt Kongresspräsident Dr. med. univ. Gerhard Oberthaler. „Erstmalig möchten wir dieses Thema im Rahmen eines Kongresses aufgreifen und einen Einblick geben in die treibenden Kräfte der Extremsportler, in ihre Motivation und in ihre professionelle Vorbereitung.“ Neben den Vorträgen zu den Themen der Extremsportmedizin stehen die Gebiete der Meniskuschirurgie, der Implantate und Biomaterialien in der Sportmedizin und der Lebensbewältigung nach einem Sporttrauma auf dem Kongressprogramm. In Satellitensymposien, Instruktionskursen und Workshops geht es um die Wettkampfmedizin, Protektoren im Sport, Techniken in der Physiotherapie, Biomechanik und biotechnologische Konzepte in der Sportmedizin. Auch der Welt-Skiverband FIS hält im Rahmen des Kongresses ein Symposium ab.

Weitere Informationen: www.gots-kongress.org

Pressetext: Verletzungen beim Boxsport

Im Jahr 2011 waren 66.273 Mitglieder im Deutschen Boxverband registriert, davon 11.500 Frauen. Der Frauenanteil beim Boxen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In diesem Jahr werden Frauen erstmals in drei Gewichtsklassen an den Olympischen Spielen teilnehmen. Mit der Anerkennung des Frauenboxens als olympische Disziplin hat die Sportart bei Mädchen und Frauen eine große Aufwertung erfahren.

Boxen gehört zu den Kampf- und Kontaktsportarten und ist eine sehr komplexe Sportart. Zu den speziellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausübung des Boxsports zählen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Reaktionsfähigkeit. Ziel des Boxens ist es, auf der Grundlage der festgelegten Regeln, die sportliche Überlegenheit mittels korrekter Treffer und Schlagwirkung zu demonstrieren. Boxen ist nicht zuletzt auch die Kunst der Verteidigung.

Schutzbestimmungen und Vorsorgeuntersuchungen

Wie jede Kampfsportart, die wettkampfmäßig betrieben wird, birgt auch Boxen gewisse Risiken. Um diese Risiken zu minimieren, gibt es umfangreiche Schutzbestimmungen, die in den Wettkampfregularien des DBV (Deutscher Boxsport-Verband) fixiert sind: Wettkämpfe sind ab dem zehnten Lebensjahr gestattet. Das Tragen eines Kopfschutzes, eines Tiefschutzes sowie eines angepassten Mundschutzes ist vorgeschrieben. Der Kampf wird mit gepolsterten Handschuhen, die ein Gewicht von zehn Unzen (284 Gramm) haben müssen, ausgetragen. Die Hände müssen mit speziellen Bandagen, deren Länge und Breite ebenso festgelegt sind, geschützt werden.

Amateurboxen gehört zu den medizinisch am besten betreuten Sportarten. Ein Boxer wird nur dann zu einem Wettkampf zugelassen, wenn er nach einer eingehenden ärztlichen Untersuchung unter Berücksichtigung bestimmter Kontraindikationen für boxtauglich erklärt worden ist. Diese Untersuchung muss jährlich wiederholt werden. Wettkämpfe dürfen nur bei Anwesenheit eines Ringarztes durchgeführt werden. Eine orientierende Untersuchung zum Ausschluss einer akuten Erkrankung oder Verletzung findet vor jedem Wettkampf statt.

Geringes Verletzungsrisiko beim Amateurboxen
Die Verletzungshäufigkeit beim Amateurboxen liegt im Vergleich mit anderen Sportarten im unteren Drittel. Das Verletzungsrisiko liegt bei etwa fünf Prozent. Bei den Weltmeisterschaften der Männer 2011 in Baku registrierten wir bei 560 Kämpfen 22 Verletzungen, einschließlich kleinerer Verletzungen wie Nasenbluten und oberflächlicher Cuts. Das bedeutet ein Risiko von 3,9 Prozent. Bei den Frauen ist das Verletzungsrisiko noch geringer.

Die häufigsten Verletzungen betreffen mit etwa 45 Prozent die Haut. Dabei handelt es sich vorwiegend um Riss- und Schürfwunden im Gesichtsbereich, insbesondere an den Augenbrauen, im Jochbeinbereich, auf dem Nasenrücken und an den Lippen. Am Gesichtsschädel kann es zu Frakturen des Nasen- und Jochbeins kommen. Trommelfellverletzungen als Folge unkorrekter Treffer (Innenhandschläge) sind ebenfalls möglich. Augenverletzungen sind sehr selten.

Verletzungen der Hand und Finger im Vordergrund
Beim Amateurboxen betreffen etwa 25 Prozent der Verletzungen die Extremitäten. Den Hauptanteil stellen trotz Verbesserung der schlagabsorbierenden Eigenschaften der Handschuhe Verletzungen der Fingergelenke und der Mittelhand dar. Hauptursache ist eine unsaubere Schlagtechnik. Boxsportspezifisch sind Prellungen im Kapsel- und Knorpelbereich der Mittelhand- und Handwurzelknochen. Bei Frakturen sind am häufigsten der fünfte Mittelhandknochen und das Daumensattelgelenk betroffen. Chronische Veränderungen der Metakarpophalangealgelenke können eine operative Rekonstruktion erforderlich machen, um die Boxsporttauglichkeit wieder herzustellen. Verletzungen der unteren Extremität sind relativ selten und nicht sportartspezifisch.

Schutzsperre nach K.o.-Schlag
Etwa zehn Prozent der Verletzungen sind Schädel-Hirn-Traumen unterschiedlicher Ausprägung bedingt durch Kopftreffer. Am häufigsten sind Gehirnerschütterungen mit kurzzeitiger Bewusstseinsstörung, möglicherweise in Kombination mit einer vegetativ-hämodynamischen Dysregulation. Nach einem Kopf-K.o. erfolgen immer eine ärztliche Untersuchung und die Festlegung einer Schutzsperre von mindestens vier Wochen für Wettkämpfe und Sparringskämpfe. Nach Ablauf der Sperre muss eine erneute ärztliche Untersuchung stattfinden. Der Ringarzt kann auch bei erheblichen Trefferwirkungen ohne Niederschlag eine Schutzsperre festlegen. In sehr seltenen Fällen kann es auch zu subduralen Hämatomen kommen.

Verletzungen der inneren Organe, des Brustkorbs und des Bauchraums wurden nicht beobachtet, gelegentlich treten Nierenprellungen mit passagerer Hämaturie infolge unkorrekter Schläge auf. Prellungen des Herzens sind sehr selten, auch vorübergehende Herzrhythmusstörungen nach Boxkämpfen wurden beobachtet. Klinische Zeichen eines Myokardschadens wurden aber nicht festgestellt.

Maßnahmen zur Verletzungsvorbeugung

Die Autorin:
Dr. med. Angelika Fischer, Fachärztin für Sportmedizin, Niederlassung als praktische ärztin/Sportmedizinerin in eigener Praxis in Schwerin, Mitglied des Vorstands des Deutschen Boxverbandes und Vorsitzende der ärztekommission, Mitglied der Medizinischen Kommission der Weltboxföderation AIBA, Mitglied der Medizinischen Jury bei den letzten Weltmeisterschaften der Frauen in Barbados 2010 und der Männer 2011 in Baku sowie bei weiteren internationalen Turnieren, Mitglied im ärzteteam der WSB (world series of boxing) = internationale Liga unter dem Dach der AIBA unter profiähnlichen Bedingungen (Boxen ohne Kopfschutz und mit freiem Oberkörper, Kampfdauer = fünf Runden)

Neuerscheinung:
Englische Version des GOTS-Manuals „Sportverletzungen“ in Zeulenroda vorgestellt

„Sports Orthopedics“ ist der Titel der englischen Ausgabe des offiziellen Handbuchs der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Das knapp 800 Seiten umfassende Werk wurde im September beim 2. Zeulenrodaer Kongress der Orthopädie und Sportorthopädie zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.  An der Entstehung des Buches waren fast 100 Autoren beteiligt. Herausgeber des Buches sind PD Dr. med. Martin Engelhardt, Past-Präsident der GOTS, und Wissenschaftsautor Alexander Dorr.

“Wir haben uns für eine englische Ausgabe des GOTS-Manuals entschieden, um den Kollegen im anglo-amerikanischen Raum unsere Ideen in der Diagnose und Therapie von Sportverletzungen zugänglich zu machen”, sagte Dr. Martin Engelhardt bei der Buchpräsentation. Nun gelte es, “Sports Orthopedics” zu den Medizinern und Therapeuten im englisch-sprachigen Raum zu bringen.

Dazu will die Bauerfeind AG beitragen, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Tiago da Silva, den Herausgebern und Autoren. Das Unternehmen hat sowohl die Herausgabe der englischen Ausgabe unterstützt als auch die Veröffentlichung ihres deutschen Pendants “Sportverletzungen” im Jahr 2006. Es gilt heute als Standardwerk. Dies soll international auch für “Sports Orthopedics” gelingen – und zwar mithilfe der weltweiten Präsenz von Bauerfeind, aber auch über die Bauerfeind Akademie und deren Netzwerk in der Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Kontakt:
GOTS-Geschäftsstelle
Petra Enderlein
Heinrich-von-Eggeling-Str.11
07749 Jena

Tel. 0 36 41 / 38 44 78
Fax 0 36 41 / 56 14 47
mobil 0 176 / 240 825 53
E-Mail: info@gots.org

EFOST-Newsletter 02/2012

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