Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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Tennis im Alter: Aufschlag der goldenen Jahre

Sehr geehrte Damen und Herren,
sie sind (relativ) alt, fit und noch lange nicht zu bremsen: Tennissportler, die ihrem Hobby auch in späten Jahren nicht abschwören. Warum auch? Müssen sie gar nicht! Denn Sport im Alter ist gesund – und Tennis mit seinen spezifischen Eigenschaften zählt absolut dazu.

Klar, dass es bei dieser Stop&Go-Sportart auch immer Verletzungen geben kann. Doch die alten Hasen im Sport kennen die Probleme, ihren Körper, die Bewegungsabläufe bestens und richten sich zunehmend darauf ein. Prävention aus Erfahrung sozusagen. Die Tennis-Weisheit des Alters. Nur so ist es wohl zu erklären, dass Tennis auch im Alter zu den verletzungsärmeren Sportarten gehört. Für Herz und Kreislauf ist dieser Sport selbst für die Generation 70+ allemal gesund.

Unser Autor Dr. med. Tim Leschinger aus Köln widmet sich in diesem Newsletter diesem schönen Sport, seinen Vorteilen, aber auch den Verletzungen, den sportarttypischen Belastungen und Überlastungsschäden, sowie dem Arthrose-Risiko und der Knochendichte.

Aufschlag und Return für den September-Newsletter der GOTS.

Herzlichst,
Ihre Kathrin Reisinger, GOTS-Pressesprecherin (presse@gots.org)

Sport im Alter: Tennis

Vereine und Altersstruktur

Tennis, ist nach wie vor eine populäre Sportart mit Millionen Spielerinnen und Spielern weltweit. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) ist weiterhin der mitgliedstärkste Tennisverband der Welt und mit seinen 18 Landesverbänden und über 9.200 Tennisvereinen der drittgrößte Sportverband in Deutschland. Betrachtet man die Altersstruktur der Mitglieder zeigt sich, dass Tennis in allen Altersgruppen beliebt ist und im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten gerne bis ins hohe Alter gespielt wird.

Im DTB sind beispielsweise in den Altersklassen 40+ bis 60+ ungefähr 30.000 Mannschaften mit ca. 250.000 Spielerinnen und Spielern gemeldet und nehmen am Turniertennis teil. Dies sind fast 40 Prozent aller aktiven Turnierspieler/innen des gesamten Mannschaftssports im DTB.

Auch über 70 noch aktiv: hoher Nutzen und geringere Sterblichkeit

Auch Mannschaften 70+ sind in einem Großteil der Vereine vertreten. Diese Zahlen stimmen erfreulich, da eine Reihe an Studien in den letzten Jahren für eine Vielzahl von Indikationen den Nutzen von Sport bei älteren Patienten nachgewiesen hat. Eine große epidemiologische Studie (>16 000 Teilnehmer) aus den 80er und 90er Jahren konnte bspw. zeigen, dass die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten von mindestens 3 Stunden pro Woche, eine Assoziation mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko im mittleren Alter (Studie: 45 bis 84 Jahre) im Studienkollektiv aufwies. Auch wenn diese Studie und ihre Folgebeobachtungen sich nicht auf Tennisspieler begrenzten ist zu vermerken, dass der Tennissport einen großen Anteil im eingeschlossenen Kollektiv darstellte.

Anderseits ist zu konstatieren, dass die Höhe der “Spielintensität” (bspw. min. 60% der maximalen Herzfrequenz etc.) im Rahmen dieser Beobachtungsstudien nur schwer zu erfassen ist. Eine kollektive Aussage über die empfohlene Anzahl an Tennisstunden pro Woche erscheint somit nur schwer möglich, da sich die Beanspruchung bspw. im Einzel- und Doppelspiel und nach Leistungsniveau zum Teil erheblich unterscheiden.

Eine genaue Definition des “perfekten (Trainings-) Pensum” scheint darüber hinaus noch nicht abschließend sinnhaft, da gezeigt wurde, dass gerade höhere Intensitäten größere positive Effekte bspw. auf das kardiovaskuläre Risikoprofil durch Blutdrucksenkung, Erhöhung der Insulinsensitivität, Verbesserung des Lipidstoffwechsels, Reduktion chronisch-inflammatorischer Konstellationen und Gewichtsreduktion induzieren können, als moderate Belastungen die derzeit noch primär empfohlen werden.

Training, Belastung und Herzfrequenz

Dennoch bleibt als Richtwert festzuhalten, dass die Teilnahme an Aktivitäten, welche die Herzfrequenz innerhalb der 55–90% der maximalen Herzfrequenz erhöhen und halten, an drei Tagen in der Woche für 20 bis 60 Minuten (2000 kcal Energieverbrauch) die kardiorespiratorische, metabolische und kognitive Gesundheit fördern. Unter Betrachtung von möglichen Messmethoden (Kardiomessung, Pulsuhr etc.) können diese Empfehlungen bei älteren Spielern in den Tennissport und das Training übertragen und die Belastungsintensität abgeschätzt werden.

Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass bei weiteren frühen umfassenden Studien zur Erstellung von Tennisprofilen gezeigt wurde, dass aktive Tennisspieler mittleren Alters überdurchschnittliche aerobe Stoffwechselreserven, niedrigere Herzfrequenzen und Blutdruckwerte, und einen niedrigeren Prozentsatz an Körperfett als altersangepasste “inaktivere Spieler” aufwiesen.

Ist Tennis im Alter gesund?

Zusammenfassend konnte für den Tennissport der Nutzen für die kardiorespiratorische, metabolische und kognitive Gesundheit im höheren Spieleralter nachgewiesen werden.

Verletzungen von älteren Tennis-Spielern

Als Weiteres stellt sich die Frage ob tennisspezifische Verletzungen, Überlastungsschäden und deren Prophylaxe bei Spielerinnen und Spielern in höherem Alter einen besonderen Stellenwert besitzen.

Bei Betrachtung von Verletzungsstatistiken fällt auf, dass Tennis je nach Studie und Verletzungsdefinition mit 0,04-3 Verletzungen pro 1000 gespielten Stunden generell zu den verletzungsärmeren Sportarten zählt. Betrachtet man die Altersverteilung, so zeigt sich die Verletzungsrate von “älteren” Spielerinnen und Spielern im Altersschnitt leicht erhöht. Von circa 150 000 “Tennisverletzungen” die zwischen 2010 und 2016 in den Ambulanzen der USA behandelt wurden fielen 39% auf Patienten und Patientinnen über 55 Jahren. Unter Betrachtung der oben genannten demographischen Entwicklung zeigt sich dieses Verhältnis jedoch nicht überraschend.

Als häufigste Verletzung wurde in diesem Zeitraum mit 32% die Diagnose einer “Zerrung/Verstauchung” gestellt, wohingegen 15% an Frakturen behandelt wurden. Akute Verletzungen traten in erster Linie an der unteren Extremität auf, wobei Sprunggelenksverletzungen (13%) den größten Anteil stellten, wohingegen an der oberen Extremität am häufigsten das Handgelenk (9%) betroffen war. Es bleibt jedoch zu vermerken dass zwischen den Altersstufen keine relevanten Verletzungsunterschiede detektiert werden konnten. Ein Rückschluss, dass eine spezielle Verletzung bei älteren Spielerinnen und Spielern im Tennis überdurchschnittlich häufig auftritt kann somit nicht getroffen werden.

Bei Betrachtung dieser Ergebnisse scheint somit die Ausprägung und Entwicklung sportarttypischer Schäden im Tennis eher den spezifischen Belastungsprofilen zu unterliegen. Diese spiegeln sich in einer einseitigen und repetitiven Belastung der muskuloskelettalen Strukturen wider.

Gefahren einer Stop-and-Go-Sportart

Die für den Spielverlauf erforderlichen komplexen Bewegungsmuster lassen sich entsprechend der Spielsituation als Aufschlag und Return, sowie Grundlinienspiel und Netzspiel definieren und sind meist durch schnelle Antritt-, Dreh- und Abbremsbewegungen miteinander verbunden, die den typischen Beanspruchungen und beschriebenen Gefahren einer Stop-and-Go-Sportart entsprechen. Hieraus resultiert für die untere Extremität mit den hohen exzentrischen Krafteinträgen oftmals ein akuter Verletzungsmechanismus (siehe oben; bspw. OSG-Distorsionen). Auf der anderen Seite werden Überlastungsschäden eher an der oberen Extremität beobachtet.

Diese Verletzungen und deren spezifische Prävention wurden in früheren Newslettern und entsprechender Fachliteratur behandelt und veröffentlicht.

Eine entsprechende Trainingssteuerung und Anpassung der Schlagtechnik (Schlägergriffpostion, Bewegungsablauf) unterscheidet sich bei älteren Spielerinnen und Spielern nicht von denen in jüngerem Alter.

Unter Diskussion der gesundheitsfördernden und -hindernden Faktoren bleiben weitere interessante Themenbereiche.

Arthroserisiko

Ein wiederkehrender Themenkomplex stellt bspw. die Arthrose als polyätiologisches Krankheitsbild dar. In tierexperimentellen und epidemiologischen Studien konnte gezeigt werden, dass bspw. moderates Lauftraining bezüglich des Arthroserisikos geringer einzuschätzen ist als intensives Training oder Wettkampfsportarten. Als Folge scheinen in der Theorie speziell intensive Stoß- und Rotationsbelastungen – zu denen auch der Tennissport gehört – mit erhöhtem Arthroserisiko insbesondere an der unteren Extremität verbunden. Dennoch konnte eine erhöhtes sportartspezifisches Risiko bspw. für das Auftreten einer Kniegelenksarthrose bei Tennisspielern bisher nicht nachgewiesen werden. Empfehlungen zum Sportwechsel sollten somit keinesfalls leichtfertig erfolgen sondern entscheidend sollten Neigung, Möglichkeiten und Fertigkeiten des Pati-enten sein.

Höhere Knochendichte

Mehr noch ist als weiterer präventiver Faktor zu vermerken, dass durch den Tennissport bei älteren Patienten eine höhere Knochendichte insbesondere im Bereich der oberen Extremität beobachtet werden konnte. Aufgrund der biomechanischen Abläufe scheint der Aufschlag insbesondere mit einem osteogenen Effekt im Humerus (Oberarm) und die Grundschläge mit dem Unterarm (insbesondere Ulna) vergesellschaftet. Somit scheint der Tennissport auch von dieser Seite im Alter gesundheitsfördernd.

Der Autor

Dr. med. Tim Leschinger ist als Oberarzt in der Unfallchirurgie/Orthopädie der Universitätsklinik Köln tätig. Seinen Forschungsschwerpunkt hat er mit über 50 wissenschaftlichen Artikeln/Buchbeiträgen (darunter eine Reihe tennisspezifischer Berichte) primär im Bereich der oberen Extremität und Sporttraumatologie. Leschinger war selbst viele Jahre Jugendkaderspieler des Tennis-Verbandes und gewann noch bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Tennis Gold-, Silber-, und Bronzemedaillen im Doppel-, Team- und Einzelwettkampf.


GOTS-Aktivitäten

GOTS goes to Japanese Society of Clinical Sports Medicine meeting – JSCSM

Am 16.und 17. November findet in Tokyo/ Japan der 30. Jahreskongress der Japanese Society of Clinical Sports Medicine statt. Auf Einladung des Kongress-Präsidenten Dr. Fumihiro Yamasaw nehmen der GOTS-Incoming-Präsident Prof. Thomas Tischer und der österreichische Vizepräsident und diesjährige Kongress-Präsident der GOTS, Dr. Michael Krifter für unsere Gesellschaft dort teil.

Vorträge:

“Sports medicine, present and future in Germany” (Tischer)

“The preparation for the Tokyo Olympics and Paralympics Games in Austrian team” (Krifter)


GOTS-Kongress 2020

Berlin, ick liebe Dir – die GOTS zu Gast in der Hauptstadt

Wir freuen uns, Ihnen heute den nächsten Jahreskongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) ankündigen zu dürfen: Am 18. und 19. Juni 2020 treffen sich die Hauptakteure der deutschen, österreichischen und Schweizer Sportmedizin zu ihrem 35. Jahreskongress in Berlin. Diesen Termin sollten Sie sich nicht entgehen lassen!

Die Abstract-Einreichung ist geöffnet – Deadline: 1. Dezember 2019. Zur Einreichung geht es hier.


In eigener Sache

NEUE Mitgliederverwaltung

Ab sofort gibt es bei der GOTS eine neue Mitgliederverwaltung. Auf der GOTS-Homepage finden Sie den Zugang auf der Startseite rechts oben. Über den Button „Anmelden“ gelangen Sie in den passwortgeschützten Mitgliederbereich sowie in Ihren Account, in dem Ihre Daten hinterlegt sind. Damit können Sie selbstständig Änderungen wie z.B. Adressänderungen in Ihrem Account vornehmen oder ein neues Passwort für den Mitgliederbereich anfordern. Probieren Sie es aus!

Ihre GOTS


ESSKA Speciality Days 2019

Dear Member,

As you may know, our society is affiliated to ESSKA – The European Society of Sports Traumatology, Knee Surgery and Arthroscopy (www.esska.org).

We would like to remind you that this year, ESSKA is holding a new event, ESSKA Speciality Days esska-specialitydays.org which will take place in Spain, in Madrid 8-9 November 2019.

We thought this might interest you and we want to inform you that the early fee deadline is 8 September!

This exciting new format will offer a “best of both worlds” scenario: four distinct scientific meetings offering the best-quality specialised science, with the added bonus that all networking areas will be shared under one roof:

Foot and Ankle (AFAS)

From Trauma to Arthritis – Where do we Stand

Hindfoot Arthritis – Arthroscopy – Tendons – Cartilage – Ligaments
esska-specialitydays.org/afas-section-programme/

Knee (EKA)

Current Concepts for the Degenerative Knee – Alignment

HTO – UKA – TKA

esska-specialitydays.org/eka-section-programme/

Shoulder (ESA)

Massive Rotator Cuff Tears

Basic Science and Biomechanics – Imaging – Nonoperative Treatment – Tendon Transfers – Biological Augmentation – Arthroplasty – Other Surgical Options

esska-specialitydays.org/esa-section-programme/

Sports Medicine (ESMA)

Sports injuries. New concepts

Sports Trauma – Sports Performance and Recovery – Sports Training and Monitoring – Sports Injury and Return to Competition Criteria
esska-specialitydays.org/esma-section-programme/

You can register the programme of your speciality and benefit from complimentary access to three other focused meetings.

Early fee deadline is 8 September so don’t delay!

For more information, please visit the website: esska-specialitydays.org/


20 Prozent GOTS-Rabatt auf ESSKA-Mitgliedschaft

Durch die Kooperation der GOTS mit der ESSKA erhalten GOTS-Mitglieder, die auch Mitglied der ESSKA sind oder im kommenden Jahr Mitglied werden möchten, auf ihren ESSKA-Mitgliedsbeitrag für das Jahr 2020 einen Nachlass von 20 Prozent, Assistenzärzte von 10 Prozent.

Finally, you can receive even further savings when paying for your 2020 AND 2021 membership at the same time. Complete details can be found on the ESSKA website.

To benefit from these offers act as follows:

For those who are already members of ESSKA: go to www.esska.org, sign-in to your profile to renew your membership and quote our affiliation discount code (For Full Members: 2020.GOTS.6Q; For Residents: 2020.GOTS.RES) when making payment.

For those of you who would like to join ESSKA: Complete now the online application form on ESSKA’s website under “Join Us” (www.esska.org/general/register_member_type.asp) and quote our affiliation discount code (For Full Members: 2020.GOTS.6Q; For Residents: 2020.GOTS.RES) when making payment.

*PLEASE NOTE: This offer does not apply to physiotherapists and scientists. The Full ESSKA membership fee is 180 Euros.


GOTS-Aufruf

Waren Sie als betreuender Arzt auf namhaften Sportveranstaltungen, haben Sie Neues von Ihren Symposien, Workshops, Veranstaltungen, aus Ihren Kommissionen oder gibt es neue bedeutende Publikationen von Ihnen? Dann freuen wir uns auf Zusendung von Texten und Fotos oder einfach nur Stichpunkten / Links dazu, um alles multimedial vermarkten zu können.

Die Adresse: presse@gots.org

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