Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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Arthrose-Risiko beim Sportler

Die GOTS rät zur Vorbeugung: Ganzheitlich trainieren, Gelenke beweglich halten

Sportartspezifische Belastung, Verletzungen, Belastungsintensität und individuelle Faktoren erhöhen das Arthrose-Risiko beim Sportler

Intensive sportliche Belastung kann zu Verletzungen und Überlastungsschäden am Bewegungsapparat führen. Inwieweit hieraus Dauerschäden resultieren, wird immer wieder kontrovers diskutiert. Arthrosen beobachtet man insbesondere im Bereich der unteren Extremitäten an Hüft-, Knie- und Sprunggelenken. Im Bereich der oberen Extremität findet sich eine sportabhängige Arthroseentwicklung am Wurfarm bei Speerwerfern, an Händen bei Boxern und Leistungskletterern.

Verschiedene Faktoren scheinen bei der Frage, ob Sport zur Arthrose führt, eine Rolle zu spielen. Die sportartspezifische Belastung hat eine besondere Bedeutung. Zum einen haben die Sportler, die eine sogenannte “high-impact”-Sportart wie Fußball betreiben, bei denen eine hohe Belastungsintensität und -frequenz auftreten, ein erhöhtes Risiko, Arthrosen in den sportartspezifisch besonders belasteten Gelenkregionen zu entwickeln. Insbesondere die Kombination von Druck- und Biegebelastungen können die betroffenen Gelenke dauerhaft schädigen. So konnte in Studien an Kollektiven ehemaliger Hochleistungssportler im Kontrollgruppenvergleich festgestellt werden, dass gerade Wurfathleten leichtathletischer Disziplinen und auch ehemalige Fußballspieler eine deutlich erhöhte Coxarthroserate haben. Sportarten, bei denen die Sprunggelenke besonderen Ansprüchen ausgesetzt werden, haben auch in diesen Regionen ein erhöhtes Arthroserisiko. So konnte bei Balletttänzerinnen ein gehäuftes Auftreten von Arthrosen im Bereich der oberen Sprunggelenke beobachtet werden.

Neben der eigentlichen sportartspezifischen Belastung hat auch das Verletzungsrisiko einen wesentlichen Einfluss auf die Arthroserate. Gerade bei Sportarten, bei denen Gegnerkontakt besteht oder auch schnelle Richtungsänderungen auftreten, finden sich erhöhte Arthroseraten insbesondere im Bereich der Kniegelenke, so zum Beispiel auch bei Fußballspielern oder auch bei weiblichen Tennisspielerinnen.

Bei geradlinigen Belastungen wie zum Beispiel Langstreckenläufern spielt auch die Intensität der Belastung bzw. die Laufkilometerleistung eine entscheidende Rolle. Hier scheint am ehesten eine Dosisabhängigkeit vorzuliegen. Moderates Lauftraining im Freizeitsport führt zu keinem erhöhten Arthroserisiko im Bereich der unteren Extremität. Bei Hochleistungsmarathonläufern findet sich im Kontrollgruppenvergleich ein leicht erhöhtes Risiko, eine Coxarthrose zu entwickeln. Darüber hinaus bestehen auch individuelle Unterschiede, die eine Arthroseentwicklung begünstigen können. Neben präarthotischen Deformitäten wie zum Beispiel Achsfehlstellungen wird auch ein individueller Schwellenwert diskutiert, der einen ganz erheblichen Einfluss auf das Auftreten von Verschleißveränderungen haben kann. Das bedeutet, dass die gleiche Gelenkbelastung bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Folgen hinterlassen kann. Bislang gibt es allerdings noch keine Möglichkeit, derartige Faktoren zu objektivieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die sportartspezifische Belastung, das Verletzungsrisiko, die Belastungsintensität und individuelle Faktoren einen Einfluss auf die Auswirkungen sportlicher Aktivität auf den Bewegungsapparat haben.

Der GOTS-Tipp:
Um das Auftreten von Spätschäden zu vermeiden, ist es sinnvoll, sich auf Wettkampf- und Trainingsbelastung möglichst optimal vorzubereiten. Der Körper sollte insbesondere bei einseitigen Belastungen ganzheitlich trainiert sein, die Beweglichkeit der Gelenke sollte durch trainingsbegleitende Maßnahmen im Hochleistungssport erhalten bleiben und eine muskuläre Sicherung der Gelenke durch Krafttraining erfolgen. Gerade im Hochleistungssport ist es wichtig, Regenerationsphasen in der Wettkampf- und Trainingsplanung vorzusehen, um extreme Überlastungen zu vermeiden. Hochleistungssportlern sollte eine enge Zusammenarbeit mit Sportmedizinern angeraten werden, die sich mit den sportartspezifischen Problemzonen auskennen und Frühwarnzeichen erkennen.

Dr. med. habil. Holger Schmitt, 24. Februar 2005

Der Autor ist Oberarzt, Leiter Bereich Sportorthopädie, Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg; nach dem Studium der Humanmedizin von 1983 bis 1990 in Homburg/Saar und Freiburg arbeitete er als Arzt im Praktikum in der Chirurgischen Abteilung des St. Vincentius-Krankenhauses Karlsruhe und als Assistenzarzt in der Chirurgischen Abteilung des St. Josefskrankenhauses Freiburg; seit Dezember 1993 ist Dr. Holger Schmitt an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg beschäftigt, seit 1998 Facharzt für Orthopädie und seit 1997 Orthopädischer Betreuer des Olympia-Stützpunktes Rhein-Neckar.

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