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Kopfverletzungen / Schädel-Hirn-Traumen im Sport und die möglichen Spätfolgen | PM August 2025
In Deutschland erleiden im Schnitt 44.000 Menschen jährlich eine Kopfverletzung im Sport. Trotz ärztlicher Checklisten werden beispielsweise Gehirnerschütterungen häufig übersehen. So gibt es unter anderem viele Beispiele von Fußballern, die nach Zusammenstößen im Kopfball-Duell im Spiel blieben, sich gut fühlten und hinterher keine Erinnerung mehr an das Spiel hatten. Ob Gehirnerschütterung, Schädelprellung oder schwerere Schädel-Hirn-Traumen (SHT) – es gilt unverzüglich eine adäquate Behandlung einzuleiten, da mögliche Spätfolgen gravierend sein können. Welche Folgen das sind, darüber referiert Neurologin und Sportmedizinerin Prof. Dr. Iris Reuter, Oberärztin am Universitätsklinikum Gießen, auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS). Verletzungen am Kopf sind besonders häufig in den Kontaktsportarten, wie zum Beispiel Fußball, Handball, Volleyball, aber auch im American Football und beim Reiten. Bei Letzterem vor allem im Cross-Country, wenn der Reiter über den Pferdehals stürzen runtergeht. Rund 17 Prozent der Eishockey-Spieler erleiden einmal in ihrer Sport-Karriere eine Kopfverletzung und immerhin noch rund 9 Prozent der Basketballer und 6 Prozent der Sportler im Fuß- und Handball. „Schädel-Hirn-Traumen werden heute in 3 Schweregrade eingeteilt“, so Prof. Iris Reuter, „Grad eins entspricht der Gehirnerschütterung, Grad 2 wurde früher Gehirnprellung genannt und Grad 3 wird auch als Gehirnquetschung bezeichnet.“ Die Einteilung erfolgt nach dem „Glasgow Coma Score“, einem klinischem Bewertungsschema für Bewusstseins- und Hirnfunktionsstörungen. „Hiermit wird die Bedeutung der klinischen Untersuchung des Verletzten in den Vordergrund gestellt. Beim Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades muss entgegen der landläufigen Meinung keine Bewusstlosigkeit vorliegen. Auch der Athlet, der nicht bewusstlos war, kann eine Schädigung des Gehirns erlitten haben. Tritt eine Bewusstlosigkeit ein, so hält sie maximal ca. 5 min an. Bei einem schwereren Schädel-Hirn-Trauma ist die initiale Bewusstlosigkeit länger und auch die strukturelle Schädigung des Gehirns ausgeprägter bis hin zu Gewebszerreißungen, Blutungen und Hirnödem“, so Reuter. Was geschieht im Gehirn bei einem leichten SHT? Auch bei einem leichten SHT kommt es zur Wasseransammlung, zu Entzündungsprozessen, einer Störung der Ionenkanäle und der Energiegewinnung der Zellen. All dies führt zu einer Funktionsstörung der Nervenzellen. Diese Störungen halten bis zu 10 Tage an. Aus diesem Grund sollte man 10 Tage nach einer Schädel-Verletzung zum Beispiel auch keine Prüfung schreiben. Und auch Sportler – selbst, wenn sie sagen, es sei alles in Ordnung – sollten pausieren. Denn durch das erkrankte Gehirn ist auch die Koordination gestört, wodurch sich Sportler bei schnellem Wiedereinstieg häufiger an Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken verletzen. Beim Bergsteigen sorgen immer wieder Steinschläge für schwere Gehirn-Verletzungen. Selbst kleine Steine entwickeln eine riesige Wucht, wenn sie aus mehreren Hundert Metern Höhe herabfallen. Sehr oft endet ein Steinschlag gegen den Kopf – selbst mit Helm – tödlich, wie zuletzt bei der weltbekannten Biathletin und erfahrenen Bergkletterin Laura Dahlmeier. Von den meisten typischen Schädel-Hirn-Traumen (75% leichte SHT) erholen sich Betroffene innerhalb von 2-3 Wochen. 10 bis 16 Prozent der Patienten jedoch entwickeln das sogenannte „Post-Concussion Syndrom“ und haben noch über 4 Wochen hinaus mit Übelkeit, Schwindel, Schlaf-Beeinträchtigungen und Kopfschmerzen zu tun. Das Syndrom äußert sich zusätzlich in herabgesetzter Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit, Betroffene können Dinge nicht genau genug oder nicht in der richtigen Reihenfolge ausführen. Einige Patienten haben auch 1 Jahr nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma noch Symptome. Bei schweren Schädel-Hirn-Traumen sind Rehabilitationsprozesse über mehrere Monate eher die Regel, teilweise kommt es zu irreversiblen Funktionsausfällen. Kognitiv schneiden diese Personen im Schnitt schlechter ab als Vergleichsgruppen. Geringere Belastbarkeit und Konzentration, Ängste und Depressionen, Schlafstörungen Bei wiederholten Kopfverletzungen, wie sie beispielsweise bei Kontaktsportarten auftreten können, kann es zur chronisch traumatischen Enzephalopathie kommen. Sie geht mit einer Schädigung und fortschreitender Degeneration von Nervenzellen einher. Zusätzlich können sich Tau-Proteine im Gehirn einlagern. Im MRT sind auch geringe Veränderungen des Gehirns nach einem SHT meistens eindeutig zu sehen. „Auch bei leichten Schädel-Hirn-Traumen kann man im MRT mit einer speziellen Aufnahmetechnik, der Tensor Imaging Technik, feine Veränderungen der Nervenzellausläufer sichtbar machen“, sagt die Expertin. Durch diese Technik können die sogenannten diffusen axonalen Verletzungen, die auch beim leichten Schädel-Hirn-Trauma vorkommen und für den Verlauf entscheidend sind, diagnostiziert werden. Die Veränderungen im MRT zeigen sich häufig länger, als klinisch vermutet und zeigen noch eine gewisse Vulnerabilität an. Reuter: „Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen bemerken bei Patienten mit verzögerter Erholung nach einem Schädel-Hirn-Trauma häufig emotionale Veränderungen, eine verminderte Belastbarkeit, Ängste und Depressionen, Schlafstörungen und ein Sich-nicht-konzentrieren-können. Einst starke Menschen werden mitunter weinerlich, sind völlig aus dem Leben gerissen.“ In diesem Falle sollte wiederholt eine Diagnostik mit dem MRT erfolgen, die Person muss komplett aus der Belastung genommen werden oder auch psychologisch betreut werden. Bei Vorschädigungen wirken Kopfverletzungen umso schlimmer. Hierbei sind bei rund 30 Prozent der Betroffenen nach vier Monaten immer noch Auffälligkeiten im MRT zu sehen. Es muss aber nicht immer nur der aktive Sport sein, der zu Schädel-Hirn-Traumen führt. Besonders häufig sehen Frau Prof. Reuter und ihre Kollegen Kopfverletzungen bei Radfahrern. Da ist es egal, ob sportlich mit dem Rennrad oder einfach nur mit dem Holland-Rad zur Arbeit: wer kopfüber über den Lenker fällt, hat hohe Risiken für eine Gehirnverletzung. Diese muss, um Folgeschäden zu vermeiden, IMMER genügend Zeit haben, auszuheilen.
Outdoor-Sport: Das ist wichtig bei starker Hitze und hoher UV-Belastung | PM August 2025
Bewegung und Sport sind auch bei Hitze wichtig. Doch was müssen Sportler bei Extrem-Temperaturen und hoher UV-Belastung beachten? Darüber referiert Prof. Dr. Swen Malte John, Leiter der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Osnabrück, auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS). „Grundsätzlich ist die UV-Belastung in unseren Breiten mit 85 Prozent zwischen 11 und 16 Uhr am höchsten. An manchen Tagen gilt für die Hitze-Ausbreitung Ähnliches, wenngleich die Infrarotstrahlung insgesamt durchaus anders über den Tag verteilt ist. Dieser Zeitraum ist für eine sportliche Betätigung tunlichst zu vermeiden“, sagt Prof. John. Selbst im Schatten gibt es noch einen gewissen Grad an UV-Streustrahlung. Besser ist es, den Sport früh morgens oder am Abend in den Tagesablauf zu integrieren. An Extremtagen (ab 25 Grad und ab einem UV-Index von 3) ist ein Lichtschutz unabdingbar. Unter dünner, atmungsaktiver Kleidung sollten sich Sportler mit einem Sonnenschutz von 50+ einreiben. Wichtig ist auch eine Kopfbedeckung mit Nacken- und Ohrenschutz. Zusätzlich gilt es, sehr viel zu trinken. Selbst bei einer Walking- oder Joggingrunde von einer bis anderthalb Stunden sollte dann die Wasserflasche dabei sein. Außerdem müssen hinterher gezielt die Elektrolytverluste ausgeglichen werden. Jeder muss selbst auch auf seine Vorerkrankungen und individuellen Probleme mehr als sonst achten. Besonders betroffen sind lange Ausdauersportarten, wie Laufen, Radfahren, Triathlon. Aber auch im Tennis und beim Fußball ist die Hitze-Prävention unerlässlich. Beim Schwimmen ist zu beachten, dass die UV-Strahlung auch durch die Wasseroberfläche dringt. Bei starkem Schwitzen und einer Dusche nach dem Sport, sollte sich jeder anschließend eincremen und seine Haut auf diese Weise rückfetten. Dies ist wichtig, um eine gesunde Hautbarriere zu erhalten und Infektionskrankheiten zu vermeiden. Haut-Infektionen, wie verschiedene Pilzarten und bakterielle Infektionen sind bei Sportlern in der warmen Jahreszeit nach starkem Schwitzen nicht selten. Jedes Jahr 10 Prozent mehr Hautkrebserkrankungen – Es gibt keine gesunde Bräune Nicht zuletzt beugen diese Maßnahmen auch dem Hautkrebs vor. Jedes Jahr gibt es in Deutschland einen Zuwachs von rund 10 Prozent an Hautkrebserkrankungen. Die UV-Strahlung in Deutschland wird messbar höher und hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt. John: „Während in den 90er Jahren in Deutschland noch 130 Standard Erythem Dosen (SED; 1SED=100 J/m²) pro Jahr auf einen Menschen wirkten, sind es jetzt 260 SED“. Selbst bei voller Bewölkung kommen im Schnitt noch 70 Prozent der UV-Strahlen durch. Erste Rötungen sind dringende Vorboten. Es gibt keine gesunde Bräune, so der Experte, wenn der Körper braun wird, signalisiert er damit, dass er mit gefährlicher Strahlung beschossen wird. Und John geht sogar noch einen Schritt weiter: „Die braun gebrannte Schönheitskönigin von heute ist die Backpflaume von morgen.“ Denn kollagene und elastische Fasern der Lederhaut werden zunehmend zerstört, eine schnellere Faltenbildung setzt ein. Langfristig droht insbesondere heller Hautkrebs bei chronischer UV-Exposition: das Plattenepithel- und Basalzell-Karzinom. Schulsport auf vor 11 Uhr verlagern Prof. John plädiert dringend dafür, den Schulsport bei solchen Extrem-Wetter-Lagen in die Morgenstunden zu verlagern. Und auch Manager und Verantwortliche von Sportveranstaltungen sollten für ihr Event die fünf Stunden zwischen 11 und 16 Uhr bei solchen Bedingungen meiden.
Wie hängt die „stille Entzündung“ mit dem Sport, der Darm-Flora und Mikronährstoffen zusammen? | PM Juli 2025
Durch eine gestörte Mikroflora im Darm kann es zu vermehrtem Auftreten von Allergien und anderen Reaktionen des Immunsystems kommen. Ebenso sieht man eine Korrelation zu höherem Aufkommen von Autoimmunerkrankungen. All dies und die gestörte Darmschleimhautbarriere können die Resorption von Nährstoffen beeinträchtigen und zu Leistungsschwäche beitragen. Deshalb ist es wichtig, im Sport im Kontext der Gesundheitsförderung auf den Darm und die Ernährung zu achten. Wie stille Entzündungen mit dem Sport, der Darm-Flora und der Ernährung zusammenhängen, darüber referiert Gast-Prof. Dr. Werner Seebauer, Dozent für Präventionsmedizin mit Focus auf Sporternährung, auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS). „Im Sport hat man einen höheren Sauerstoff-Umsatz und ein Teil davon wird zu Sauerstoff-Radikalen. Können diese nicht kompensiert werden, entsteht oxidativer Stress. Dieser kann Schäden an den Zellen begünstigen, und es können ‚stille Entzündungen‘ entstehen – wie beispielsweise am Arterien-Endothel und in der Darmschleimhaut. Von diesen Prozessen bemerkt man zunächst nichts, weshalb sie ‚silent inflammation‘ genannt werden. Zwischen Entzündungen und ‚oxidativem Stress‘ gibt es sich gegenseitig fördernde Prozesse“, so Dr. Seebauer. Manche Defizite und Erkrankungen entwickeln sich langsam Die Mikroflora im Darm hat nun aber auch ihrerseits Einfluss auf die Integrität der Darmschleimhaut. Wenn die Darmschleimhaut als natürliche Schutzbarriere gestört ist, können einige Nährstoffe schlechter aufgenommen oder manche Nahrungsbestandteile wie Laktose, Fruktose, etc. schlechter toleriert werden. In bestimmten Bereichen kann die Versorgung schlechter werden, wie beispielsweise bei natürlichen Antioxidantien wie Vitaminen und Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Flavonoiden und Karotinoiden), oder auch bei wichtigen Amino- oder Fettsäuren. „Epidemiologische Studien zeigen in Verbindung mit der gestörten Darmflora eine höhere Prävalenz von Allergien und auch Autoimmunerkrankungen. Einige ursächlich beteiligte Faktoren diesbezüglich sind gut erforscht.“ Präventiv sollte jeder, insbesondere Sportler, die höherem oxidativen Stress unterliegen, auf eine äußerst ausgewogene Ernährung achten. Für die „Symbiose der Darmflora und die Vermeidung einer Dysbiose“ ist es wichtig auf die sogenannten Ballaststoffe (lösliche und nicht lösliche ~) zu achten. „Salate und fermentierte Lebensmittel, die eine Milchsäuregärung durchlaufen haben, tragen besonders zur Förderung einer gesunden Darmflora bei. Allerdings spielen viele weitere Faktoren eine entscheidende Rolle. Die Zusammenhänge sind komplexer, als oft angenommen wird“, erklärt Dr. Seebauer. Er weist darauf hin, dass wir bei der Optimierung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit die Interaktionen des gesamten biologischen Systems berücksichtigen sollten, da ein einseitiger Fokus auf ein einzelnes System nicht ausreicht. In der Ernährungswissenschaft und Präventionsmedizin werden diese Themen daher in umfassenden Studiengängen behandelt. In Seminaren wie dem ZKOS-Kongress bietet Seebauer jedoch bereits wertvolle Einblicke.
GOTS Young Academy Wintersportsymposium 2025 in Innsbruck

Unter dem Motto „Zwischen Kufen, Kanten und Risiken: Sportmedizinische Herausforderungen auf der Eisfläche und im Eiskanal“ folgten am 29. und 30. März auch dieses Jahr erneut ca. 20 interessierte StudentInnen und PhysiotherapeutInnen dem Ruf des GOTS YA Wintersportsymposiums nach Innsbruck. Unter der Organisation von Dr. Sarah Tomaselli und Dr. Friedemann Schneider fand 2025 die mittlerweile fünfte Ausgabe der Veranstaltung in der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie statt. Wie bereits in den vorherigen Jahren zeichnete sich das Symposium durch den interdisziplinären Austausch zwischen ÄrztInnen, StudentInnen, PhysiotherapeutInnen und ProfisportlerInnen aus. Den Einstieg in den ersten Tag machte Lorenz Lampl, um mit seinem Vortrag zur Anatomie der Hüfte die Basis für weitere Programmpunkte des Tages zu schaffen. Dr. Miar Ouaret (Innsbruck) gab daraufhin wichtige Tipps und Anhaltspunkte zur Beurteilung der Hüfte bzw. des Beckens im Röntgen. Hands-on-Session Sonographie unter der Anleitung von Dr. Miar Ouaret sowie dem Team von Sono4you Innsbruck (Abb. 1). Im nächsten Vortrag informierte Dr. Friedemann Schneider (Innsbruck), u.a. in den vergangenen Jahren als Teamarzt des HC Innsbruck tätig, nicht nur über Verletzungen und Betreuung im Eishockey, sondern zeigte auch Probleme und offene Fragen, v.a. das Thema Concussion betreffend, auf. Passend zum Thema AthletInnenbetreuung gab Daniel Löberbauer interessante Einblicke in die Arbeit als Physiotherapeut und erklärte das Selective Functional Movement Assessment (SFMA), ein Analysetool um Funktionsstörungen des Bewegungsapparats erkennen und behandeln zu können. Nach der Mittagspause in der Mensa der Univ.-Klinik Innsbruck griff Dr. Konstantin Streißlberger (Feldkirch) die ersten Programmpunkte des Vormittags auf und stellte wichtige Punkte der Beckentraumatologie dar, wobei hier neben theoretischen Punkten mit dem Üben des Anlegens einer Beckenschlinge auch die Praxis nicht zu kurz kam. Dr. Moritz Wagner (Ottawa, CA) informierte uns danach per aufgezeichnetem Vortrag über die Diagnostik des Hüftgelenks, wobei er vor allem auf das femoro-acetabuläre Impingement (FAI) und die Möglichkeit der Arthroskopie in den Mittelpunkt einging – per Videocall stand er daraufhin für aufgetretene Fragen zur Verfügung. In der anschließenden Hands-on-Session konnte unter der Anleitung von Dr. Ouaret sowie Lena und Jakob von Sono4you Innsbruck ausgiebig das Schallen von Sprung-, Knie- und Schultergelenk geübt werden. Den Abschluss des ersten Tages bildete dann der mittlerweile traditionelle Athlete Talk, dieses Jahr mit Madeleine Egle (mehrmalige Weltcup-, Olympiamedaillen- und WM-Medaillengewinnerin im Rennrodeln), Juri Gatt (Weltmeister im Rennrodel-Doppelsitzer) und Daniel Löberbauer (physiotherapeutische Betreuung österreichischer Rodelverband ÖRV). Die drei Gäste konnten viele Fragen zum Leben von ProfisportlerInnen, deren medizinischer Versorgung und Betreuung als auch zum Rennrodeln selbst beantworten, ein unerwartetes Highlight aller Anwesenden war sicherlich auch eine Olympiamedaille von Madeleine Egle selbst in der Hand halten zu dürfen. Tag zwei startete dann mit einem Überblick der Anatomie des Sprunggelenks durch Elena Hauschild, wonach analog zum ersten Tag der passende Vortrag zur Beurteilung des Sprunggelenks im Röntgen folgte, welchen Dr. Nina Übelhör (Innsbruck) hielt. Dieses Wissen war die Basis für die anschließende Präsentation der typischen Verletzungsmuster im Sprunggelenk mit Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten durch Dr. Franziska Kollmann (Innsbruck). Passend zum Titel der Veranstaltung stellte Dr. Sarah Tomaselli (Feldkirch) dann die Ergebnisse ihrer Studie zum Thema Verletzungen beim Rennrodeln vor, wobei zwischen akuten Verletzungen, welche vor allem die exponierten Körperteile Hand, Fuß und Kopf betreffen, sowie den Überlastungsverletzungen beispielsweise von Lendenwirbelsäule und Schulter, unterschieden werden muss. Physiotherapeut und Trainer des ÖRV Philip Knoll stellte daraufhin neben dem Notfallrucksack beim Rennrodeln ein mögliches Verfahren zur Bergung aus dem Eiskanal vor, welches von den TeilnehmerInnen auch beispielsweise beim Bergsteigen oder Skitourengehen angewendet werden kann. Auch Erste-Hilfe-Maßnahmen und die Bergung aus dem Eiskanal wurden geübt Den Schlusspunkt des Wintersportsymposiums bildete dann ein Taping-Kurs angeleitet von den Referenten Daniel Löberbauer und Philip Knoll, bei welchem auch die Vor- bzw. Nachteile von Leuko- und Kinesiotape diskutiert wurden und deren Anwendung ausprobiert werden konnte. Großen Dank gilt den Sponsoren, insbesondere den Firmen ofa, Sporlastic und Kanzlsperger für die Unterstützung des Kurses, der Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und den ReferentInnen für ihre interessanten Vorträge. Ein besonderer Dank gilt weiters Dr. Sarah Tomaselli und Dr. Friedemann Schneider für die reibungslose Organisation und spannende Auswahl der Gäste und Themen. Insgesamt war das GOTS YA Wintersportsymposium wieder ein bereicherndes und lehrreiches Kurswochenende für alle TeilnehmerInnen. Max Stockmaier
Wirbelsäulen-Verletzungen und Rückenschmerz: können Bandagen und Orthesen helfen? | PM Juli 2025
Bei konservativ zu behandelnden Verletzungen und Brüchen an der Wirbelsäule gibt es bislang wenig Evidenz für Hilfsmittel wie Bandagen und Orthesen. Warum trotzdem ein sehr großes Potenzial in ihnen liegt und was dabei differenziert zu betrachten ist, darüber referiert Prof. Dr. med. Bernd Greitemann, Orthopäde und Sportmediziner (Bad Rothenfelde) auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS). Eine Hauptgruppe Betroffener, denen bestimmte Orthesen gut helfen, sind Menschen ab 60/65 Jahren mit Osteoporose-Brüchen (Sinterungsfrakturen). „Zwar heilt der Bruch durch die Orthese nicht schneller, aber den Patienten wird besser der Schmerz genommen“, so Prof. Greitemann. Durch eine spezielle Drei-Punkt-Abstützung erfolgt eine Haltungsaufrichtung und damit eine Entlastung der Strukturen. Die Betroffenen können sich besser bewegen und fallen durch das aufrechte Gehen nicht in fehlerhafte Haltungs-Muster. Alle zwei Wochen sollte hierbei der Heilungsfortschritt vom Arzt kontrolliert werden. Wird es schlimmer, muss doch noch eine Stabilisierungs-OP erfolgen. Wenn nicht, können die Patienten meist nach drei Monaten die Orthese wieder zur Seite legen. Eine weitere Gruppe, denen Bandagen und Orthesen helfen, sind ältere Menschen, die beim Laufen nach vorn fallen. Sie neigen häufiger zu Stürzen, was wiederum Frakturen mit sich bringt. Auch hier kann häufig mit aufrichtenden Orthesen konservativ sehr gut behandelt werden. Eine dritte Gruppe sind Menschen aus allen Altersgruppen, die sich mit chronischen Rückenschmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule plagen. Dass es hier für die Hilfsmittel keine ausreichende Evidenz gibt, liegt daran, dass sich immer noch zu wenige Mediziner mit Orthesen auskennen und deren biomechanische Wirkprinzipien nicht kennen. So gibt es häufig falsche Verordnungen, zum Beispiel einfach Rückengürtel, wo eigentlich entlordosierende Orthesen benötigt würden. Oder auch Orthesen, wo die Stützpelotten an völlig falschen Punkten sitzen. Greitemann betont, wie wichtig die Genauigkeit der Verordnung bei dem großen Portfolio an modernen Bandagen und Orthesen ist. Seit Fazit: das große Potenzial dieser Hilfsmittel ist lange nicht ausgeschöpft. Die konservative Ausbildung der Orthopäden muss dringend intensiviert werden. Je nach Ursache die spezielle Orthese Ob Orthesen oder Bandagen, rein flexible, mit Rückenpelotte oder Seitenstützen. Grundsätzlich gilt: je mehr die Ursache im Muskel zu finden ist, desto weicher und flexibler muss die Unterstützung sein. Im Gegensatz zu knöchernen Ursachen, wo Festigkeit gefragt ist. Laien, die sich selbst für ihren Sport oder für den Alltag eine Bandage oder Orthese anschaffen wollen, rät er, dies nicht sofort und ohne Beratung im Internet zu tun. Man braucht einen guten Orthopäden, der nach dem Wirkprinzip des Heilmittels und nach dem Ziel, welches erreicht werden soll, gefragt werden muss. Das Gleiche gilt für Sanitätshäuser, deren Mitarbeiter exakt die spezielle Wirkung erklären können müssen.
Verletzungen und Überlastungsschäden im Volleyball und Beachvolleyball | PM Juli 2025
Rund 437.000 Menschen spielen in Deutschland im Verein aktiv Volleyball. Und: in kaum einer anderen Sportart ist das Gleichgewicht zwischen Frauen und Männern so ausgeglichen wie hier. Trotz Prävention kommt es häufig zu Verletzungen und Überlastungen von Bändern, Sehnen, Gelenken. Welche jeweils besonders typisch für Volley- oder Beachvolleyball sind, darüber referiert Dr. Reinhard Schmidt, Orthopäde und Sportmediziner, Ordination Baden bei Wien, auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS). „Wegen der engen Interaktion am Netz ist beim Hallen-Volleyball am häufigsten das Sprunggelenk betroffen. Die Spieler knicken oft um, die Folge sind Bandverletzungen wie Zerrungen oder gar Bänder-Risse“, so Dr. Schmidt. Außerdem kommt es im Hallenvolleyball zu relativ viele Fingerverletzungen. Vor allem beim Block aber auch bei der Verteidigung von oben besteht ein Risiko. Der harte Aufprall des Balles oder der Gegnerkontakt hinterlässt Kapselbandverletzungen bis hin zu Frakturen. Im Beach-Volleyball hingegen, wo nur zwei gegen zwei Spieler antreten, gibt es weniger Kontakte am Netz. „Hier sehen wir dafür anteilsmäßig mehr Knieverletzungen und Knieüberlastungen“, sagt der Experte. Oft sind es das vordere Kreuzband oder die Seitenbänder bei akuten Verletzungen und das sogenannte ‚Jumpers Knee‘ als Überlastung des Knies. Ein Grund dafür kann unter anderem der weichere Untergrund (Sand) sein, in welchem das Knie „stehenbleibt“, während der Körper weiter rotiert. Eine zweite Baustelle im Beachvolleyball sind Überlastungen der Schultern. Der Bizepssehnen-Anker kann wegen der hohen Intensität an Angriffsschlägen beim Beachen durch Überlastung einreißen. Davon sind alle Altersgruppen bei den Athleten gleichmäßig betroffen. Während die Verletzungen im Hallen-Volleyball an Sprunggelenk und Fingern meist konservativ behandelt werden können, muss bei Knie- und Schulterverletzungen im Beachvolleyball oft operiert werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Insgesamt ist die Literatur leider uneinheitlich, aber pauschal und aus Erfahrung betrachtet treten wohl die meisten Verletzungen nicht bei Anfängern und auch nicht die Profi-Spieler auf, sondern, so Schmidt, bei „eher übermotivierten Halbprofis“. Eine Prävention in Form von Tapes, Bandagen und speziellen Übungen wirkt für Sprunggelenk, Knie und Finger hervorragend. Schulterüberlastungen hingegen kann man kaum vermeiden. Reinhard Schmidt: „Die Schulter ist für diese Belastung eben nicht gemacht.“ Zum Kongress
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Rückenschmerz beim kindlichen und jugendlichen Sportler: Wie schnell ist eine Diagnostik wichtig? | PM Juli 2025
Bis zu 30 Prozent Kinder und Jugendliche, die intensiv Sport treiben, sind von Rückenschmerzen betroffen. Ursachen sind eine falsche Belastungssteuerung, eine frühe Spezialisierung auf eine einzige Sportart und eine falsche bzw. fehlende Prävention. Wann und wie schnell eine Diagnostik erfolgen sollte und warum das so wichtig ist, darüber berichtet Priv.-Doz. Dr. Michael Cassel, leitender Oberarzt der Hochschulambulanz der Universität Potsdam, auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS |14.-16. August 2025). Brandenburger Daten an über 2000 Kindern und Jugendlichen aus dem Nachwuchsleistungssport zeigen eine altersabhängige Entwicklung von Rückenschmerzen. Demnach kommen wenige Kinder mit Rückenschmerzen in einem Alter von 11 Jahren zum Leistungssport. Bereits mit 14 Jahren klagen dann 20 Prozent von ihnen über Rückenschmerzen. Besonders betroffen sind unter anderem die Wassersportarten Rudern, Kanu, Ringen, aber auch Turner, Turmspringer, Fußballer, Handballer, Judoka und Tennisspieler. Während in der Bevölkerung die Skoliose und der Scheuermann meist bekannt sind, geht es in den sportärztlichen Untersuchungen jedoch häufig um mehr. „Wir haben im ambitionierten Sport ein relevantes Problem“, sagt Dr. Cassel, „Wirbelbogen-Ödeme sind immer häufiger zu sehen und führen bei nicht rechtzeitiger Diagnostik zu langwierigen Behandlungen aufgrund sich daraus entwickelnder Wirbelbogenbrüche.“ Rund ein Viertel bis ein Drittel der zwischen 11 und 17jährigen jungen Sportler haben ein hohes Risiko eine Stress-Fraktur des Wirbels durchzumachen und eine Spondylolyse auszubilden. Mit etwa 80 Prozent sind die Wirbel L4, L5 am häufigsten betroffen, seltener L2, L3. Die jungen Patienten kommen dann zum Teil mit großen Einschränkungen und Schmerzen und können sich kaum bewegen. Dies muss unbedingt verhindert werden. Eine Leitlinie zum kindlichen Rückenschmerz aus der Pädiatrie empfiehlt daher insbesondere bei Kindern, die über 2 Wochen lang Rückenschmerzen haben, frühzeitig eine bildgebende Diagnostik einzuleiten. Ärztliche Abklärung auch bei Freizeitsportlern Auch Dr. Cassel empfiehlt eine klinische Anamnese und anschließende Diagnostik, wenn ein Kind den Alltag einschränkende oder wiederkehrende Rückenschmerzen hat, die länger als 14 Tage anhalten. Nicht selten finden sich bereits kleine Stressverletzungen des Knochens, die unbehandelt voranschreiten und sich im Rahmen fortgeführter Belastungen schrittweise zu einer Stressfraktur fortenzwickeln. Während im Spitzensport kooperierende Sportärzte an den Trainingsstützpunkten solche Dinge oft schon nach frühzeitig abklären, sind intensive Freizeit-Sportler (zum Beispiel mehrfach die Woche Fußball-Training und am Wochenende Turnier) ebenso gefährdet. Cassel appelliert an Trainer, Betreuer und Eltern ein wachsames Auge auf die jungen Sportler zu haben. In der akuten Rückenschmerzphase sollte der Sport unterbleiben, bis alles ärztlich abgeklärt ist. Die Aufgabe der Orthopäden und Sportärzte ist die Differenzierung einer spezifischen von einer unspezifischen Rückenschmerz-Ursache, sodass die Behandlung adäquat eingeleitet werden kann. Beim unspezifischen Rückenschmerz beispielsweise sollte man ein Kind nicht aus dem Schulsport nehmen. Stressbrüche an den Wirbeln jedoch brauchen bis zu 6-9 Monate Zeit. Je früher sie behandelt werden, desto eher ist die vollständige Heilung erreichbar. „Das Problem ist die lange Zeit“, so Cassel, „kein junger Sportler will so lange aussetzen.“