GOTS – Pressenewsletter 20.08.2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
in einer Woche beginnt in der Türkei die Weltmeisterschaft im Basketball. Wie verletzungsanfällig sind die Sportler in dieser “körperlosen” Sportart wirklich? Außerdem in diesem Newsletter: Die GOTS freut sich, ihr 1.000 Mitglied begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Frank Wechsel und Dr. Wolfgang Schillings, GOTS-Pressesprecher
Verletzungen bei Basketballspielern
Vom 28. August bis zum 12. September findet die Basketball-Weltmeisterschaft der Herren in der Türkei statt. Wie schon im letzten Jahr muss die Mannschaft von Bundestrainer Dirk Bauermann auf ihren Superstar Dirk Nowitzki verzichten. Deutschlands Gruppengegner sind Angola, Argentinien, Australien, Jordanien und Serbien. Basketball wird zwar oft als „körperloser“ Sport bezeichnet, Verletzungen durch Gegnereinwirkung kommen allerdings häufig vor.
Basketball hat sich im letzten Jahrzehnt in ein athletisches, schnelles Spiel mit viel Körpereinsatz und einem äußerst komplexen Anforderungsprofil gewandelt. Die motorischen Hauptbeanspruchungen liegen im Bereich der Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und koordinativen Fähigkeiten. Grundvoraussetzung für das Basketballspiel ist eine sichere Beherrschung der Grundtechniken.
Gefährdete Centerspieler
Die Verletzungsrate beim Basketball liegt zwischen 2 und 18 Verletzungen pro 1.000 Einsätze, die vor allem bei der Reboundarbeit unter dem Korb entstehen. Dies erklärt das erhöhte Verletzungsrisiko insbesondere bei den Centerspielern. Häufige Verletzungsursache ist der Kontakt mit dem Gegenspieler, wobei die meisten Verletzungen bei Punktspielen entstehen. Am häufigsten kommt es beim Basketball zu Distorsionen oder Verletzungen des Kapsel-Band-Apparates. Hierbei ist zumeist das obere Sprunggelenk betroffen, gefolgt von Kniegelenk und Hand. Obwohl Basketball viele Überkopfelemente beinhaltet, sind Verletzungen im Bereich des Kopfs eher selten. Zahnverletzungen kommen dagegen überraschend häufig vor.
Überlastete Kniegelenke
Während das Sprunggelenk bei den Akutverletzungen im Fokus steht, ist bei über 50 Prozent der Überlastungsschäden das Kniegelenk betroffen. Als sportartspezifischer Überlastungsschaden sei das „jumper’s knee“ erwähnt, das vor allem bei Männern auftritt. Das Auftreten solcher Überlastungsbeschwerden ist unter anderem abhängig von der Bodenqualität des Spielfelds: Mit zunehmender Härte der Spielfläche treten auch vermehrt Knieprobleme auf.
Geforderte Betreuer
Die medizinischen Betreuer von Basketballspielern können neben der Akutversorgung wertvolle Dienste bei der Verletzungsprophylaxe leisten, zum Beispiel durch optimales Warm-up und Cool-down sowie ein propriozeptives Training. Auch die leicht zu beeinflussenden Umfeld- und Umwelteinflüsse wie schlechte Bodenverhältnisse, die Hallentemperatur, nicht ausreichende Sicherheitszonen und schlechte oder nicht eingetragene Ausrüstungsteile müssen die Betreuer immer im Blick haben und gegebenenfalls in Absprache mit dem Sportler optimieren. Auch Themen wie Ernährung und Flüssigkeitssubstitution sowie die Auswahl des Schuhwerks fallen in den sportmedizinischen Beratungsbereich.
Nachdem die Basketball-Bundesliga dieses Jahr einmal wieder gezeigt hat, dass in dieser Sportart alles möglich ist – die vier bestplatzierten Teams der Hauptrunde sind bereits im Viertelfinale ausgeschieden – drücken wir der deutschen Nationalmannschaft für das WM-Turnier die Daumen und hoffen auf ein verletzungsarmes „Spät-Sommermärchen“.
Lokalisation von Verletzungen bei Basketballern
- untere Extremität 60-70%
- obere Extremität 20-25%
- Kopf 5-10%
- Körperstamm 1-5%
Erhöhtes Verletzungsrisiko durch
- kurzfristige Einwechslungen und damit verbundene fehlende Warm-up-Phase
- verkannten Flüssigkeitsverlust
- schlechte Bodenverhältnisse wie Verschmutzungen oder Feuchtigkeitsansammlungen
Verletzungsprophylaxe
- Warm-up, Cool-down, Stretching
- Mundschutz
- sprunggelenksspezifische Vorbeugung: gezielte Verbesserung der propriozeptiven und koordinativen Leistungsfähigkeit, Integration von Übungen in das Mannschaftstraining (Weichbodenmatte, Kippkreisel etc.), gezielte Kräftigung der Peronealmuskulatur, ggf. externe Stabilisierung des Sprunggelenk (Tapeverbände, Orthesen, hohe Schuhe)
Autor: Prof. Dr. med. Christian H. Siebert ist Vizepräsident der GOTS und als Kongresspräsident für die Jahrestagung 2011 in München verantwortlich (www.gots-kongress.org). Siebert ist Facharzt für Chirurgie/Unfallchirurgie, Facharzt für Orthopädie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin, Chefarzt des Departments Sportorthopädie und Arthroskopische Chirurgie in der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover im Annastift, Mannschaftsarzt für die JBBL Team Hannover und ehemaliger Kaderarzt des Deutschen Basketballbundes.
Die GOTS begrüßt ihr 1.000 Mitglied
Das Präsidium der GOTS freut sich, das 1.000 Mitglied in der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin begrüßen zu dürfen. Stefan Plüquett von der Roland Klinik Bremen erhält als Willkommensgruß eine Einladung zum 26. Jahreskongress der GOTS 2011.