GOTS – Newsletter vom 18.02.2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Sportart Tennis erfreut sich einer weltweiten Beliebtheit, erfordert durch ihre Globalisierung und den damit ganzjährigen Terminkalender aber auch eine besondere Betrachtung aus der Sicht der Sportmedizin. Mehr dazu finden Sie in diesem Newsletter.
Die GOTS erwartet in Kürze ihr 1.000 Mitglied. Sind Ihre eigenen Kontaktdaten noch aktuell? Im Newsletter finden Sie Informationen, wie Sie Ihre Stammdaten auf den aktuellsten Stand bringen können. Außerdem finden Sie einen Hinweis auf aktuelle Änderungen in den Anti-Doping-Regularien.
Mit freundlichen Grüßen,
Frank Wechsel und Dr. Wolfgang Schillings, GOTS-Pressesprecher
Verletzungen und Überlastungsschäden im Tennissport
Der Tennissport erfreut sich seit vielen Jahren einer weltweiten Beliebtheit. Die langgezogene Grand-Slam-Saison mit den Turnieren in Melbourne (Januar), Paris (23. Mai bis 6. Juni 2010), Wimbledon (21. Juni bis 4. Juli 2010) und New York (30. August bis 12. September 2010) erlaubt wenig Ruhephasen, zumal viele weitere ATP-Turniere und der Davis Cup ebenfalls ihren festen Platz im Terminkalender haben.
Mit 0,08 Verletzungen pro 1.000 Stunden Sportausübung gehört Tennis nicht zu den verletzungsintensiven Sportarten. Akute Verletzungen sind selten und betreffen fast ausschließlich die unteren Extremitäten. Als Folge der im Tennissport häufigen plötzlichen Stopps und schneller Dreh- sowie Abbremsbewegungen kann es durch Umknickereignisse zu Verletzungen des Kapsel-Band-Apparates am Sprung- oder Kniegelenk kommen. Hier kommt dem Bodenbelag eine besondere – auch prophylaktische – Bedeutung zu. Auf Aschenplätzen springen die Bälle in der Regel langsamer ab, was für den Spieler eine etwas längere Reaktions- und Vorbereitungszeit bedeutet. Außerdem rutscht der Schuh auf Asche besser und bremst den Fuß nicht unvermittelt ab, so dass die Umknickhäufigkeit deutlich geringer ist als beispielsweise auf Kunststoff- oder Teppichboden.
Tennisellbogen bei Profis selten
Während der Tennissport im Volksmund mit der Epicondylopathia humeri radialis, dem sogenannten Tennisellbogen, in Verbindung gebracht wird, findet sich diese Überlastungsreaktion beim Profi äußerst selten. Die Medical Commission der Tennis-Association beschreibt in ihren Statistiken Verletzungen und Überlastungsschäden in der Ellenbogenregion nur mit einer Häufigkeit von sechs Prozent und damit weit unter der anderer Körperregionen (siehe Tabelle). Dies ist dadurch erklärbar, dass der Anfänger häufig „aus dem Handgelenk“ schlägt, wie zum Beispiel beim Tischtennis, wodurch insbesondere die Handgelenksstrecker, die am Ellenbogen ihren Ursprung haben, chronisch überlastet werden. Der Profi führt im Gegensatz dazu seine Schläge aus dem Arm mit muskulär stabilisiertem Handgelenk durch. Außerdem kommen Griffstärke und Bespannungshärte eine gewisse Bedeutung in der Entstehung der Epicondylopathie zu. Bei Anfängern sollte die Bespannungshärte 26 bis 27 kp nicht überschreiten, der Griffumfang dem individuellen Abstand von der Handflächenmittellinie bis zur Spitze des Mittelfingers entsprechen.
Wiederkehrende Mikroverletzungen
Am häufigsten taucht in den Verletzungsstatistiken der Profis die Schulter auf mit einer Häufigkeit von über 20 Prozent, gefolgt von Wirbelsäulen- und Oberschenkelproblemen (siehe Tabelle). Es handelt sich dabei weniger um akute Verletzungen als um Folgen wiederholter Mikrotraumata, die mit der sportspezifischen Belastung dieses Überkopfsportes einhergehen. Aufschläge erreichen mittlerweile sowohl bei Damen als auch bei Herren Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern (Weltrekord: Andy Roddick mit 249,4 km/h). Durch die extreme Außenrotation im Schultergelenk kommt es auf Dauer zu einer Überdehnung der vorderen Gelenkkapsel, die als Folge zu einer Fehlbelastung anderer Weichteilstrukturen wie der Sehnen der Rotatorenmuskulatur oder der Schulterlippe (Labrum) führen kann. Hier kommt der Prophylaxe durch gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen bei muskulären Ungleichgewichten sowie einem guten Aufwärmprogramm vor Beginn des Aufschlag- und Schmetterballtrainings eine wichtige Rolle zu.
Wegen des oft sonnigen und warmen Wetters bei vielen Turnieren muss der betreuende Arzt zusätzlich zu seinen sonstigen Aufgaben beratend tätig werden bezüglich entsprechender Schutzkleidung und ausreichender und auch regelmäßiger Aufnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten – nicht nur zwischen den Spielen, sondern auch beim Seitenwechsel.
Tabelle: Verletzungsstatistik beim Tennis (Verletzungen und Sportschäden bei 290 männlichen Tennisprofis nach Körperregion, Quelle: ATP Medical Commission)
Schulter: 58 (20,9 %)
Wirbelsäule: 43 (14,8 %)
Oberschenkel: 40 (13,8 %)
Fuß 34: (11,7 %)
Becken/Hüfte: 21 (7,2 %)
Knie: 21 (7,2 %)
Ellenbogen: 18 (6,2 %)
Hand/Finger: 6 (2,1 %)
Dr. Hans-Gerd Pieper, Zentrum für Schulterchirurgie, Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie, Roland-Klinik am Werdersee in Bremen
Neues von der WADA
Für das Jahr 2010 hat die WADA die sogenannte Blood-Spinning-Methode, d. h. die Verabreichung von PRP (Platelet Rich Plasma), ACP und ähnlichen Zubereitungen (z. B. Orthokin), genauer spezifiziert. Dies muss mit einer Erklärung zum Gebrauch bei der NADA angezeigt werden, die Anwendung wird jedoch grundsätzlich möglich sein. Die intramuskuläre Verabreichung der Präparate bleibt allerdings weiterhin verboten, lediglich die lokale Anwendung wird unter die Anzeigepflicht gestellt. Diese Regelungen gelten lt. WADA-Verbotsliste seit dem Jahresbeginn.
Prof. Dr. Holger Schmitt
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GOTS erwartet das 1.000 Mitglied
Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) wurde 1986 von Orthopäden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegründet. Die schnell wachsende Anzahl von Mitgliedern aus Universitäten, Kliniken, Ambulatorien, Praxen, Sportverbänden und Vereinen, die für eine Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sorgen, machte die GOTS nach der „American Orthopaedic Society for Sports Medicine“ (AOSSM) zur größten und bedeutendsten sportorthopädisch-traumatologischen Gesellschaft der Welt.
In Kürze wird die GOTS ihr 1000. Mitglied herzlich willkommen heißen. Zu diesem besonderen Anlass wird dieses Mitglied eine Einladung zum nächsten GOTS-Kongress erhalten.
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