GOTS – Newsletter vom 05.11.2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
anlässlich der Squash-Weltmeisterschaften in Kuwait wollen wir Sie in diesem Newsletter über das Verletzugsprofil dieser schnellen Ballsportart informieren. Außerdem finden Sie die Ausschreibung für die Forschungsförderung der GOTS im Jahr 2010 sowie einen Hinweis auf den GOTS-Thementag zum Sprunggelenk im Sport am 21. November in Bremen.
Alle Beiträge dieses Newsletters sind zur weiteren Veröffentlichung freigegeben.
Mit freundlichem Gruß,
Frank Wechsel, GOTS-Pressesprecher
Verletzungen im Squash
In diesen Tagen findet in Kuwait die Weltmeisterschaft der Männer im Squash statt. Squash-Weltmeisterschaften finden jährlich getrennt in Männer- und Frauen- sowie alle zwei Jahre als Teamwettbewerbe an verschiedenen Austragungsorten und Terminen statt. Deutsche Spieler stehen im Mittelfeld der Weltrangliste. Bei den Herren sind zwei Spieler unter den Top 80, bei den Frauen zwei unter den Top 140. Bei der diesjährigen Männer-Team-WM wurde Deutschland Elfter.
Squash (aus dem englischen „to squash“ = zusammendrücken, zerquetschen) zählt mit seinen häufigen Richtungswechseln zu den schnellsten Rückschlagsportarten. Im Ursprungsland England entwickelte sich Squash Mitte des 19. Jahrhunderts und verbreitete sich rasch weltweit durch das Commonwealth. Die erfolgreichsten Spieler und Teams kommen daher auch aus Ländern wie Malaysia, Indien, Pakistan, Australien, Neuseeland, Ägypten und England. In Deutschland nahm die Popularität dieser Sportart ab den 1970er-Jahren zu und erlebte seinen Höhepunkt in den 1990er Jahren. Etwa 0,6 Millionen Deutsche betrieben 2004 intensiv Squash, 1,92 Millionen spielten gelegentlich.
Anforderungs- und Belastungsprofil
Squash zeichnet sich durch eine Intervallbelastung mit kurzen Regenerationszeiten aus. Häufige Stop-and-Go-Bewegungen mit plötzlichen Richtungswechseln und raschen Antritten sowie Sprints unter maximalem Krafteinsatz erfordern eine ausgeprägte Beweglichkeit des gesamten Bewegungsapparates sowie eine über die Gesamtspielzeit hohe Ausdauerleistung. Herzfrequenz- und Laktatmessungen ergaben eine mittlere bis hohe Belastungsintensität im Squash. Die Schnelligkeit des Spiels bedingt eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit, gute Koordination und Reaktionsschnelligkeit. Für adäquate Schlagbewegungen sind stabile und gut bewegliche Schultergelenke sowie eine funktionell trainierte Unterarmmuskulatur, für Schnelligkeit und Ausdauer sind kraftvolle und schnell reagierende Beinmuskeln notwendig. Hüftgelenke und -muskulatur sollten wie die Rumpfmuskulatur flexibel sein, um Bälle in jeglicher Lage schlagen zu können.
Akute Verletzungen
Squash zählt zu den verletzungsträchtigeren Sportarten. Dies ist unter anderem durch die Besonderheit bedingt, dass die Gegenspieler sich das gleiche, geschlossene Spielfeld teilen mit der erhöhten Gefahr der gegenseitigen Verletzung durch Schläger oder geschlagenen Ball sowie eine Behinderung durch den Gegner selbst. Schlägerverletzungen treten meist als Prellungen am Rücken auf, auch Bälle verursachen hier gehäuft Prellmarken.
Augenverletzungen sind die häufigste Ballverletzung im Squash, bedingt durch die Größe des Spielballs (ca. 40 mm Durchmesser) und Ballgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern bei professionellen Spielern. Weltweit besteht eine Inzidenz von 7 bis 49 Prozent von Augenverletzungen im Squash. Dabei ist die traumatische Netzhautablösung die schwerwiegendste Verletzung.
Aufgrund der plötzlichen und raschen Stop-and-Go-Bewegungen mit Richtungswechseln treten vermehrt Muskelfaserrisse an den Beinmuskeln, Achillessehnenrupturen sowie Kniegelenkdistorsionen mit Meniskus-, Kreuz- oder Seitenbandläsionen auf. Der Court, das Spielfeld, ist mit seiner Begrenzung durch harte Wände bei Anpralltraumen selbst verletzungsgefährdend. Es können Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen auftreten.
Chronische Verletzungen
Die hohe Intensität und Belastungsspitzen des Spiels führen sowohl zu chronischen Fehlbelastungen der unteren Extremität mit gehäuften Arthrosen von Hüft-, Knie- und Sprunggelenken als auch zu Muskelfaserläsionen und Tendinosen (z. B. Patellaspitzensyndrom) mit sekundären Rupturen (z. B. Achillessehnenriss) sowie zu Stressfrakturen unter anderem der Mittelfußknochen. Häufige Richtungswechsel im Spiel können vermehrte Distorsionen des oberen Sprunggelenks mit daraus folgender chronischer Instabilität bedingen.
Vermehrte Rückenbeschwerden insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule sind auf die erforderliche Rumpfbeweglichkeit zurückzuführen. 52 Prozent aller Überlastungsbeschwerden im Squash betreffen den Rücken, es besteht eine positive Korrelation zu höherem Spielniveau und höheren Trainingsintensitäten.
Wie bei anderen Racketsportarten sind auch im Squash Sehnenerkrankungen und -entzündungen des Schlagarms typische Überlastungsschäden an Ober-, Unterarm und Hand. Insbesondere am Handgelenk können durch falsche Schlagtechnik chronische Probleme auftreten. Bei Rückhandschlägern tritt häufiger an der Schulter ein subacromiales oder subcoracoidales Impingement auf.
Spezielle Rolle des betreuenden Arztes
Im Rahmen der Vorbereitungsphase und des Trainings kann der Arzt nach Absprache mit den Trainern auf das Trainingsprogramm Einfluss nehmen. Zur Vermeidung von akuten wie chronischen Schäden sollte auf ein ausreichendes Aufwärmen sowie ein gezieltes Propriozeptions- und Koordinationstraining vor allem der unteren Extremitäten geachtet werden. Regelmäßige Leistungstests sind begleitend bei Steigerung des Training- und Spielaufkommens erforderlich, um eine sportphysiologische Herz-Kreislaufbelastung zu gewährleisten. Im höheren Leistungsbereich ist eine ergänzende Ernährungsberatung sinnvoll.
Bei auftretenden Problemen mit dem Equipment (z. B. Schläger, Schuhe) ist eine sportmedizinische Begutachtung und Beratung notwendig. Insbesondere sollte der betreuende Arzt die Verwendung einer Schutzbrille zur Prävention von Augenverletzungen fordern und die Sportler für diese spezielle Problematik im Squash sensibilisieren. Im Wettkampf stehen die Erstversorgung von akuten Verletzungen und gegebenenfalls der Weitertransport des Sportlers in die Klinik im Vordergrund.
Autor: Dr. med. Matthias Muschol, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie; Leitender Oberarzt im Zentrum für Schulterchirurgie, Arthroskopische Chirurgie & Sporttraumatologie in der Roland-Klinik Bremen, GOTS-Mitglied
Verletzungsstatistik (nach Gorschewsky 1996)
Inzidenz: 3,7 bis 8,8 Verletzungen pro 100 Spieler pro Jahr
Verletzungen | durch Schläger (59,1%) | andere Traumen (40,9 %) |
---|---|---|
Kopf | 82,4 % | 4,9% |
Rumpf | < 1 % | 4,1% |
obere Extremitäten | 13,6 % | 320% |
untere Extremitäten | 4 % | 59,0% |
Inzidenz von Augenverletzungen: 1% pro Wettkampf.
Je nach Studie 10 bis 45 Prozent aller sportbedingten Augenverletzungen im Squash.
Empfehlungen zur Vorbeugung von Verletzungen beim Squash
- Zur Vermeidung von Augenverletzungen empfehlen ophthalmologische Gesellschaften weltweit das Tragen einer Schutzbrille. In Nordamerika und bei einigen internationalen offiziellen Wettbewerben wie Junioren- und Doppelbereich ist eine Kunststoffbrille bereits Pflicht. Durch Verwendung einer Brille lassen sich Augenverletzungen komplett vermeiden. Derzeit tragen nur etwa 8 bis 10 Prozent der Spieler eine adäquate Brille.
- Gründliches Aufwärmen mit Sprintanteilen (erhöht Schnelligkeit und Reaktionskraft), Propriozeptions- und neuromuskuläres Koordinationstraining sowie ein guter allgemeiner Fitnesszustand vor allem der Beinmuskulatur verringern die Gefahr von akuten Verletzungen und Überlastungsschäden.
- Durch Verwendung von adäquatem Sportmaterial wie Schläger mit großem gefedertem Griff lassen sich zum Beispiel Tendinosen der oberen Extremitäten aufgrund der verminderten Schlägervibrationen reduzieren. Ebenso haben gut gedämpfte und stabilisierende Schuhe ohne rutschhemmende Sohlen einen protektiven Einfluss auf Fehlbelastungen der unteren Extremitäten.
- Bei Spielern über dem 40. Lebensjahr oder kardiologischen Risikofaktoren wird eine regelmäßige sportärztliche Abklärung und kardiologischer Check-up empfohlen.
- Aufgrund der besonderen Spielfeldsituation ist gerade im Squash die Fairness wichtig. Durch Einführung der LET-Regeln (= Wiederholung des Ballwechsels aufgrund Behinderung des Gegners) ließen sich Verletzungen durch Gegner, Schläger oder Ball reduzieren.
GOTS-Thementag „Sprunggelenk im Sport“
Am 21. November 2009 findet an der Bremer Roland-Klinik der GOTS-Thementag “Sprunggelenk im Sport statt. Die wissenschaftliche Leitung hat Dr. med. Hans-Gerd Pieper. Durch prägnante Übersichtsvorträge wird der aktuelle Wissensstand praxisnah dargestellt.
Hierfür konnten renommierte Spezialisten als Referenten gewonnen werden. Die Diskussionen im Anschluss an die Vorträge sowie der gemeinsame Imbiss bieten umfangreichen Raum für einen individuellen Erfahrungsaustausch.
Weitere Informationen finden Sie zum Download im Flyer.
Forschungsförderung 2010 der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)
- Die Gesellschaft für orthopädisch/traumatologische Sportmedizin stiftet eine Forschungsförderung in der Höhe von 20 000 Euro, die anlässlich der GOTS-Jahrestagung 2010 vergeben wird. Die Förderung soll die Tätigkeit junger Wissenschaftler auf dem Gebiet der orthopädisch/traumatologischen Sportmedizin unterstützen. Dies kann im Sinne der Anschubfinanzierung für ein Großprojekt oder der Komplettfinanzierung eines kleineren Projektes verstanden werden. Sowohl klinische als auch experimentelle Forschungsarbeiten sind willkommen. Einreichfrist/Abgabetermin ist der 31. März 2010.
- Der Bewerber kann Orthopäde, Unfallchirurg, Orthopäde/Unfallchirurg (neuer Facharzt) oder Sportwissenschaftler sein und sollte das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Der Bewerber muss Mitglied der GOTS sein oder es muss ein Aufnahmeantrag vorliegen. Der Bewerber muss hauptamtlich in Deutschland, Österreich oder der Schweiz tätig sein. Angenommen werden Projekte, die noch nicht publiziert sind. Die GOTS behält sich vor, eine gegebene Finanzierungszusage zurückzuziehen, wenn sich diese mit einer Finanzierung von anderer Stelle überschneidet.
- Die Ausschreibung erfolgt durch Aussendung der Gesellschaft sowie in der Zeitschrift „Sportorthopädie/Sporttraumatologie“, ggf. zusätzlich in anderen Publikationsmedien.
- Die Studie muss spätestens 1 Jahr nach Bewilligung der Förderung beginnen. Die Laufzeit beträgt maximal 3 Jahre nach Bewilligung.
- Dem Antrag auf Forschungsförderung sind folgende Angaben beizufügen: Lebenslauf, Dienststellung, Bestätigung des derzeitigen Chefs, dass für 3 Jahre die Voraussetzung zur Durchführung des Projekts gegeben sind, Publikationsliste des Antragstellers.
- Darstellung des Projekts: Mitglieder der Arbeitsgruppe, Vorarbeiten der Arbeitsgruppe, vorliegende Bewilligung oder laufendes Gesuch des Ethikantrages (falls klinisch), Hypothese, ge-plante Methodik, vorläufige Aufstellung der Kosten. Der Antrag wird in 5 Exemplaren an die GOTS-Geschäftsstelle, Frau P. Enderlein, eingereicht. Die Projektbeschreibung muss mit einem Kennwort versehen sein und eine einseitige Zusammenfassung enthalten. Sie darf selbst weder den Namen des Verfassers noch jedwede Hinweise, die Rückschlüsse auf die Identität von Verfasser oder Abteilung zulassen, beinhalten.
- Frau Enderlein leitet die Anträge zur Begutachtung an die Jury weiter. Die Jury besteht aus ei-nem C4-Professor für Unfallchirurgie und einem C4-Professor für Orthopädie, jeweils aus dem deutschsprachigen Raum sowie dem Past-Präsidenten der GOTS. Die Jury wird vom Vorstand der Gesellschaft im Rahmen einer Vorstandssitzung gewählt für eine Funktionsperiode von 2 Jahren. Die Jury ist autonom, entscheidungsberechtigt und ehrenamtlich tätig. Bei speziellen Themen bleibt es der Jury überlassen, hochspezialisierte, auch ausländische Experten bei der Beurteilung hinzuzuziehen. Vorsitzender der Jury ist der Past-Präsident der GOTS. Der Vorsit-zende der Jury gibt dem Vorstand in der Sitzung vor der Jahrestagung die Entscheidung mit entsprechender Begründung bekannt.
- Die Übergabe der Forschungsförderung an den Preisträger erfolgt im Rahmen der Jahrestagung der GOTS durch den Präsidenten der Gesellschaft.
- Die Ergebnisse des Projektes sind zu publizieren, wobei der Hinweis auf die Forschungsförderung durch die GOTS anzufügen ist.
- Die Auszahlung der Förderungsmittel erfolgt zu 50% bei Bewilligung, zu 25% bei Vorliegen des Zwischenberichts und zu weiteren 25% bei Vorliegen des Abschlussberichts. Der Projektleiter ist verantwortlich für die bewilligungskonforme Verwendung der Mittel sowie für den finanziellen und wissenschaftlichen Abschluss des Projektes. Die Auszahlung der genehmigten Mittel erfolgt im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Der Projektleiter nennt ein Forschungskonto für diese Mittel. Mit dem Zwischenbericht legt der Projektleiter den Verwendungsnachweis für die bei der Vorauszahlung geflossenen 50% der Förderung vor. Nur bei ordnungsgemäßem Verwendungsnachweis werden die weiteren Mittel flüssig gemacht. Wird das Projekt nicht innerhalb eines Jahres nach Genehmigung begonnen, verfallen die Forschungsmittel. Das gleiche gilt für jene Restmittel, die 3 Jahre nach Projektbeginn noch nicht in Anspruch genommen wurden. In begründeten Fällen kann auf schriftlichen Antrag einer Verlängerung der Fristen zugestimmt werden. Sämtliche diesbezüglichen Entscheidungen trifft der GOTS-Vorstand mit einfacher Mehrheit.
Die GOTS-Geschäftsstelle
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