- Einleitung
Beim Sport ist die Hüfte stark gefordert – sowohl in Bezug auf Kraft als auch auf Beweglichkeit. Doch durch hohe Belastung, falsche Bewegungsmuster oder altersbedingten Verschleiß kann es zu Problemen im Hüftbereich kommen. Besonders sportlich aktive Menschen sind häufig von Hüftproblemen betroffen, was sich negativ auf Leistung, Alltag und Lebensqualität auswirken kann. Präarthrotische Deformitäten wie Hüftdysplasie, CAM- oder Pincer-FAIS, sowie Rotationsfehler des Acetabulums oder des Femurs können zu Labrum- und Knorpelschäden führen, unbehandelt in eine Hüftarthrose enden.
- Häufige Verletzungen und Erkrankungen der Hüfte im Sport
2.1. Leistenschmerzen und Muskelzerrungen
- Oft entstehen Schmerzen in der Leiste durch Überlastung der Adduktoren (Oberschenkel-Innenseiten).
- Besonders häufig bei Fußballern, Läufern und Tänzern.
- Symptome: ziehender Schmerz bei Bewegung, besonders beim Richtungswechsel oder Spreizen der Beine.
2.2. Hüftimpingement (FAI – Femoroacetabuläres Impingement)
- Cam-Typ: Deformität am Kopf-Schenkelhals Übergang, Pincer-Typ: Deformität an der Pfanne. In 75% der Fälle tritt es kombiniert auf.
- Eine der häufigsten Ursachen für chronische Hüftschmerzen bei jungen Erwachsenen und Sportlern.
- Mechanisches Einklemmen zwischen Femur und Acetabulum bei bestimmten Bewegungen (kombinierte Flexion, Innenrotation, Adduktion).
- Folge: Knorpelschäden, Labrumläsionen, unbehandelt langfristig Arthrose.
- Typische Sportarten: Eishockey, Fußball, Kampfsport, Tanzen.
2.3. Labrumriss
- Das Labrum ist eine knorpelige Struktur, die die Hüftpfanne umgibt und für den „Suction-seal“ zwischen Femurkopfund Acetabulum sorgt. Durch den Unterdruck reduziert sich die Belastung auf dem Hüftgelenk .
- Durch Überlastung, Distorsion oder Impingement kann es reißen.
- Symptome: stechender Schmerz in der Leiste, „Klicken“ (Coxa saltans interna) oder Blockadegefühl im Gelenk.
2.4. Schleimbeutelentzündung (Bursitis trochanterica)
- Entzündung des Schleimbeutels an der Außenseite der Hüfte.
- Häufig durch Überbeanspruchung, z. B. beim Laufen.
- Typisch: Druckschmerz an der Seite der Hüfte, Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite.
- Hüftbelastende Sportarten
Einige Sportarten stellen besonders hohe Anforderungen an die Hüfte – sei es durch schnelle Richtungswechsel, starke Beugungen oder hohe Aufprallkräfte:
3.1. Fußball
- Sehr hüftfordernd durch Stop-and-Go-Bewegungen, Schussbewegungen, Sprünge und Zweikämpfe.
- Hohe Rate an Leistenzerrungen, Impingement-Syndromen und Labrumverletzungen.
3.2. Ballett und Tanz
- Erfordern extreme Beweglichkeit und wiederholte Bewegungen in Außendrehung und Überstreckung.
- Labrumrisse und Impingement sind häufige Folgen.
3.3. Kampfsport (z. B. Judo, Karate, JiuJiutzu, Taekwondo)
- Häufige Kicks, Spagate und Wurfbelastungen beanspruchen die Hüfte maximal.
- Gefahr für Zerrungen, Luxationen oder Hüftgelenksverletzungen.
3.4. Eishockey
- Tiefe Schlittschuhposition belastet das Hüftgelenk stark.
- Sehr hohe Inzidenz von Hüftimpingement und Gelenklippenschäden bei Profispielern.
3.5. Langstreckenlauf
- Belastung durch monotone, wiederholte Stoßbelastungen.
- Gefahr für Schleimbeutelentzündungen, Stressfrakturen im Bereich des Beckens oder des Oberschenkelhalses.
- Prävention und Training bei Hüftproblemen
- 4.1. Mobilität und Dehnen
- Regelmäßiges Dehnen der Hüftbeuger, Adduktoren und Gesäßmuskulatur beugt muskulären Dysbalancen vor.
- Mobilisationsübungen (z. B. mit Faszienrolle oder Gymnastikball) verbessern die Gelenkbeweglichkeit.
4.2. Krafttraining
- Aufbau der hüftstabilisierenden Muskulatur (Gesäß, Rumpf, Oberschenkel) reduziert das Risiko für Überlastungen.
- Wichtig: korrekte Technik und langsame Progression.
4.3. Sportartspezifische Technikschulung
- Gerade bei risikoreichen Sportarten (Fußball, Tanz, Kampfsport) hilft gezieltes Techniktraining, Fehlbelastungen zu vermeiden.
4.4. Regelmäßige ärztliche Kontrolle
- Frühzeitige Diagnose von Beschwerden verhindert chronische Schäden.
- Strukturierter physiotherapeutisches Übungsprogramm für etwa 6 Wochen bei FAI oder Hüftdysplasie
- Bei ausbleibendem Erfolg konservativer Therapiemaßnahmen, operative Versorgung frühzeitig zur Korrektur der Deformität erwägen.
4.5. Operation
- Adduktoren: Operartion nur bei komplettabriss und ausbleibenden konservativem Erfolg. Bei chronischem Clefft-Syndrom, oder „secondary-Clefft“-Syndrom kann eine Operation indiziert sein
- CAM/Pincer-FAIS: bei ausbleibender Verbesserung nach strukturiertem physiotherapeutischem Übungsprogramm sollte eine Korrektur durch eine Hüft-Arthroskopie oder arthroskopisch assistierter Mini-open Arthrotomie erfolgen mit begleitender Labrum- und Knorpeltherapie
- Hüftdysplasie: bei einem CE-Winkel von unter 20° sollte eine reorientierende Osteotomie erfolgen (PAO nach Ganz oder Tripple Osteotomie nach Tönnis). Ggf. zeitlich eine rotierende Osteotomie des Femurs.
- Bursitis: In der Regel erfolgt die Therapie konservativ. Eine Operation sollte nur erfolgen, wenn die Glutealsehnen Schaden zeigen.
- Arthrose: Sind die konservativen Therapieoptionen ausgeschöpft sind, kann die Versorgung mit einer H-TEP erfolgen.
- Sport mit künstlichem Hüftgelenk: Was ist möglich?
Eine Hüftprothese bedeutet längst nicht das Ende eines aktiven Lebensstils. Im Gegenteil: Regelmäßige Bewegung fördert die Mobilität, verbessert die Muskulatur und kann die Lebensdauer der Prothese sogar verlängern. Dennoch gilt es, einige wichtige Punkte zu beachten, um das neue Gelenk nicht zu überlasten.
Warum Bewegung wichtig ist
Nach einer Hüftoperation beginnt in der Regel eine Phase der Rehabilitation, in der gezielte Physiotherapie im Vordergrund steht. Diese Übungen helfen dabei:
- die Muskulatur um das Gelenk zu stärken,
- Beweglichkeit zurückzugewinnen,
- das Gangbild zu verbessern und
- die Gefahr von Komplikationen zu senken.
Langfristig ist regelmäßiger Sport ein wichtiger Bestandteil für ein beschwerdefreies Leben mit Prothese.
Geeignete Sportarten mit H-TEP
Grundsätzlich sind niedrig belastende, gelenkschonende Sportarten zu bevorzugen. Dazu zählen:
- Schwimmen: Besonders geeignet, da das Körpergewicht im Wasser kaum eine Rolle spielt.
- Radfahren: Ideal zur Förderung der Beinmuskulatur ohne Stoßbelastung.
- Nordic Walking: Sanfte, gleichmäßige Bewegung – gut für Herz-Kreislauf und Gelenke.
- Wandern: In flachem Gelände sehr empfehlenswert.
- Yoga oder Pilates: Stärken Muskulatur und Gleichgewicht, mit angepassten Übungen.
Vorsicht bei diesen Sportarten
Sportarten mit hoher Stoß-, Dreh- oder Sturzbelastung sollten vermieden oder nur nach Rücksprache mit dem Arzt betrieben werden:
- Joggen oder Marathonlaufen
- Fußball, Handball, Basketball
- Tennis (besonders Einzel)
- Skifahren (nur mit sehr guter Kontrolle und Erfahrung)
Individuelle Beratung ist entscheidend
Jede Hüftoperation verläuft etwas anders, und jeder Mensch hat unterschiedliche körperliche Voraussetzungen. Deshalb ist eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Orthopäden oder Physiotherapeuten entscheidend. Diese Fachpersonen können einen individuellen Trainingsplan erstellen, der das künstliche Gelenk schützt und gleichzeitig Fitness und Lebensqualität verbessert.
Fazit Sport mit H-TEP
Ein künstliches Hüftgelenk ist kein Hindernis für sportliche Aktivität – im Gegenteil. Wer bewusst mit seinem Körper umgeht, regelmäßig trainiert und auf geeignete Sportarten setzt, kann auch mit Prothese ein aktives und erfülltes Leben führen.
- Fazit
Die Hüfte ist ein zentraler Bestandteil der sportlichen Leistungsfähigkeit – aber auch anfällig für Überlastungen und Verletzungen. Besonders hüftbelastende Sportarten wie Fußball, Tanz oder Eishockey bergen ein erhöhtes Risiko für strukturelle Schäden. Bei bestehenden Hüftproblemen, nach gelenkerheltenden Operationen oder einer H-TEP kann man weiterhin aktiv bleiben – vorausgesetzt, die Sportart ist gelenkschonend und individuell angepasst.
Langfristig sind präventive Maßnahmen wie gezieltes Kraft- und Mobilitätstraining sowie eine gute Technik entscheidend, um Hüftprobleme zu vermeiden oder in den Griff zu bekommen. Die Zusammenarbeit von Sportlern, Ärzten und Therapeuten ist dabei der Schlüssel für eine gesunde und nachhaltige Sportausübung.
Fotos: Pixabay, Chat GPT
DER AUTOR
PD Dr. med. Marco Ezechieli ist
- Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
- Spezielle Orthopädische Chirurgie
- Seit 2016 Senior-Hauptoperateur im Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung
- Vorsitzender des Hüft- Komitee der Société International de Chirurgie Orthopädie e Traumatologie (SICOT)
- Editorial Board der Zeitschrift HipInternational
- Experten Panel der Europäischen Union für die Zulassung neuer Produkte in der Orthopädie, Traumatologie, Rheumatologie und Rehabilitation
- Bestellter Gutachter für Sozial- und Landesgerichte
PD Dr. Ezechieli ist Vizepräsident der deutschen Hüftgesellschaft (DHG) und für namhafte national und internationale Journals Gutachter. Er bildet mit seinem Lehrauftrag an der Medizinischen Hochschule Hannover Studenten und angehende Ärzte mit aus und hat in seiner 9jährigen Tätigkeit als Chefarzt viel Erfahrungen in leitenden Funktion gesammelt.