Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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Marathon

Verletzungsmuster und deren Altersabhängigkeit bei Marathon

Die Mär von einem vermehrten Gelenkverschleiß bei Langläufern stimmt nicht – Im Gegenteil: Langlauf schützt sogar vor Rückenschmerzen

25 Prozent der aktiven Marathonläufer sind 50 Jahre und älter. Häufig wird dem Laufsport nachgesagt, zu Überlastungsschäden zu führen, insbesondere im höheren Lebensalter. Unter der Leitung von PD Dr. Markus Walther wurde am Lehrstuhl für Orthopädie der Universität Würzburg eine epidemiologische Studie an 1.200 Läufern durchgeführt, um die Altersabhängigkeit von Verletzungsmustern und Überlastungsschäden beim Langstreckenlauf zu untersuchen. Die Läufer wurden im Hinblick auf Verletzungen und Überlastungsschäden während der Läuferkarriere mit Hilfe eines Fragebogens interviewt. Neben den eigentlichen Erkrankungen wurden auch Trainingsdaten und andere sportliche Aktivitäten erfasst.

Die Analyse der Trainingsgewohnheiten ergab, dass sich mit zunehmenden Alter der Laufsport in vielen Fällen zur Hauptsportart entwickelt, während bei jüngeren Läufern das Laufen oft als Ausgleich zu anderen Sportarten, überwiegend Fußball, betrieben wird. Weiterhin wurde beobachtet, dass der Trainingsumfang mit zunehmendem Alter im Trend etwas ansteigt. Der Aufbau des Trainings, insbesondere die Balance zwischen intensiven und regenerativen Trainingseinheiten, zeigte keine relevanten Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen. Allerdings nahm der Anteil der wettkampforientierten Läufer mit zunehmendem Alter ab.

Die Auswertung der Angaben zu Verletzungen zeigte, dass sich jüngere Läufer insgesamt häufiger verletzten als ältere Läufer. Insbesondere Distorsionstraumen spielen in der Gruppe der über 50-jährigen keine relevante Rolle mehr. Bei den chronischen Überlastungsschäden wurde festgestellt, dass Shin Splints signifikant häufiger bei jüngeren Läufern auftreten, während Ermüdungsbrüche im Bereich der Mittelfußknochen bei den älteren Läufern gehäuft diagnostiziert wurden. Die Häufigkeit von Rückenbeschwerden zeigten keine Altersabhängigkeit. Verglichen mit der Erkrankungshäufigkeit in der Allgemeinbevölkerung wurden Rückenschmerzen bei Läufern in sämtlichen Altersgruppen hochsignifikant seltener beobachtet. Erwartungsgemäß waren degenerative Gelenkerkrankungen, insbesondere die Arthrose im Bereich der Hüfte, ab dem 50 Lebensjahr etwas gehäuft. Insgesamt deckte sich aber der Anstieg der Arthroserate mit der Erkrankungshäufigkeit in der Allgemeinbevölkerung, so dass die Daten belegen, dass der Laufsport keinen Risikofaktor für die Entstehung degenerativer Gelenkerkrankungen darstellt. Veränderungen des Fußgewölbes zeigten keine Altersabhängigkeit. Insbesondere ließ sich hier auch kein Zusammenhang zwischen Veränderungen und Lebenslaufkilometern herstellen. Zehendeformitäten wurden in der Gruppe der über 50-jährigen häufiger beobachtet als bei jüngeren Läufern.

Die vorliegenden Daten legen nahe, dass Laufen als Ausdauersportart bis in das hohe Alter keine direkten negativen Folgen auf den Bewegungsapparat nach sich zieht. Die Häufigkeit von degenerativen Gelenkerkrankungen liegt bei Läufern nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Bezüglich Rückenschmerzen kommt dem Laufsport eine protektive Rolle zu. Der Körper scheint bis in das hohe Alter auf den Trainingsreiz des Laufens positiv zu reagieren, ohne dass es zu einer überproportionalen Häufung von Überlastungsschäden kommt.

5./6. Oktober 2004

Zur Person von Priv.-Doz. Markus Walther:
Geboren am 12. Juni 1967 in Gunzenhausen (Bayern), von 1996 bis 1992 Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg, Praktisches Jahr in Durban/Südafrika, Erlangen und Basel, Approbation 1994, von Ende 1992 bis 1996 arbeitete Dr. Markus Walther an der Chirurgischen Universitätsklinik Erlangen. Seit 1. Februar 1996 wirkt er am Lehrstuhl für Orthopädie der Universität Würzburg (König-Ludwig-Haus); am 1. Juni 2002 wurde er Oberarzt, seit 1. Juli 2002 ist er für das Qualitätsmanagement seiner Klinik in Würzburg verantwortlich; seine Zusatzbezeichnungen: Sportmedizin, Chirotherapie, Physikalischen Therapie.

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