Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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Ski alpin mit künstlichen Knie- und Hüftgelenken: alles ist möglich!

Ski alpin mit künstlichen Knie- und Hüftgelenken: alles ist möglich!
In Deutschland werden jedes Jahr rund 450.000 Knie- und Hüft-Endoprothesen implantiert. Knapp ein Drittel der Betroffenen ist jünger als 65 Jahre und somit im aktiven, sportlichen Leben. Viele von Ihnen wollen aufs Skifahren nicht verzichten und müssen es auch nicht. Welche Voraussetzungen dafür entscheidend sind, haben jetzt Mediziner der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) zusammengestellt.

22. Januar 2019: „Um überhaupt Sport mit einer Endoprothese treiben zu können, sind eine schonende Operationstechnik, ein optimaler Prothesensitz, knöcherne Integration und gute Beweglichkeit, sowie muskuläre Kontrolle äußerst wichtig“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Tischer, Leiter Sektion Sportorthopädie&Prävention an der Universitätsmedizin Rostock. Diese Faktoren sollten unbedingt vor Wiederaufnahme des Sports von einem Arzt überprüft werden.

Für Ski alpin bei Breitensportlern gelten jedoch noch spezielle zusätzliche Punkte. „Die Basistechnik sollte ein beidbeiniges Skifahren mit führendem Außenski und belastetem Innenski (Außenski- zu Innenski-Belastung Verhältnis etwa 60:40 Prozent) sein. Die Skiführung normal hüftbreit in mittlerer bis nahezu aufrechter Körperposition. Erlaubt sind nur eine moderate Hüftbeugung, die Köperquerachse in neutraler Position, eine frontale Körperausrichtung, Arme in moderater Vorhalte. Die Knie sollten ebenfalls nur moderat gebeugt werden, eine leichte Antizipation des Oberkörpers ist erwünscht, aber keine Verdrehungen. Die Ski- Schwünge sollten auf jeden Fall nicht geschnitten werden – also kein Carven – um extremen Kurvendruck zu vermeiden, sowie Belastung und Geschwindigkeit zu reduzieren“, so Prof. Dr. Thomas Jöllenbeck, Leiter des Institutes für Biomechanik, Klinik Lindenplatz, Bad Sassendorf.

Wichtig ist der Kompromiss zwischen Belastungsreduktion und sicherer Hangbewältigung. Die Sportler müssen wissen, dass Komfort- und Schontechniken keine Renntechniken sind.

Aber auch auf Ausrüstung und Material muss großes Augenmerk gelegt werden. Das System aus Ski, Skibindung und Skischuhen muss Belastungen reduzieren können. Der Ski soll kurz, tailliert, leicht drehbar und mit kleinem Kurvenradius (10–14m) sein. Die Einstellung der Skibindung muss auf die Prothesen ausgerichtet und leichter auslösend sein. Skischuhe sollten weich sein, mit viel Beugung (Flex). Ein Gehen, Stehen und Fahren muss in aufrechter Position möglich sein. Es sollten Protektoren getragen werden.

Nicht zuletzt sind Aufklärung und Anleitung durch in der Sportart erfahrene Experten: Orthopäden, Physiotherapeuten, Skilehrer usw. wichtig. Der Sportler muss eine gute Fitness, Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit aufweisen. Ein Ganzjahrestraining ist unbedingt empfehlenswert, z.B. (Nordic) Walking, Radfahren, Crosstrainer oder skispezifisch mit Rollerblades bzw. an Geräten mit Skitrainer.

Empfehlenswert ist dieser Sport mit künstlichen Gelenken nur für Widereinsteiger, nicht als neue Sportart. Der Beginn sollte frühestens 6 bis 9 Monate nach der OP sein. Regelmäßige medizinische Nachkontrollen sind unerlässlich.

GOTS Patienteninfo „Ski alpin“ im Netz

Kontakt:
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)
-Pressestelle-
Kathrin Reisinger
Tel.: +49 (0) 36 41 / 63 89 144
Mobil: +49 (0) 177 / 600 5555
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