Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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Schweizer Dr. Victor Valderrabano gewinnt Michael Jäger Preis

Späte Sehnenrekonstruktion vertreibt Schmerz und aktiviert Muskel

Mit einer ausgesprochen innovativen und praxisorientierten wissenschaftlichen Arbeit hat der junge Schweizer Arzt Dr.Victor Valderrabano am Wochenende den mit 15 000 Mark dotierten Michael Jäger Preis 2001 gewonnen. Beim Kongreß der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) in München vergab die Jury für das Thema “Muskuläres Rehabilitationspotential nach später Sehnenrekonstruktion am Beispiel des Musculus tibialis posterior”. Dr. Valderrabano und seine Kollegen können jetzt viele Menschen von quälenden Schmerzen befreien. Der von der Firma Orthotech geförderte Michael Jäger Preis wurde erstmalig 1986 mit der Absicht gestiftet, die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Sportorthopädie und Sporttraumatologie anzuerkennen.

Über 200 Prozent haben in den letzten zehn Jahren die Sehnenverletzungen zugenommen. Ein Grund für Orthopäden, sich verstärkt darum zu kümmern. Ein Spezialgebiet der Universitätsklinik in Basel ist die Fußorthopädie, der vor allem Privatdozent Dr. Beat Hintermann zu Weltruf verholfen hat. Das in dieser Klinik gewonnene Know-how wollte man bei Problemen eines Muskels nutzen, den die Medizin erst seit zehn Jahren kennt: den Musculus tibialis posterior oder hinteren Schienbeinmuskel. Der Riß der Sehne, die zu diesem Muskel führt, zieht erst einen Knick-Senkfuß, dann einen schmerzhaften Plattfuß und später sogar Arthrose und Gehunfähigkeit nach sich. “Da der Musculus tibialis posterior so lange nicht bekannt war, haben viele niedergelassene Ärzte und sogar Orthopäden nicht erkannt, daß eine Ruptur vorlag und der Muskel seine Funktion eingebüßt hat”, erklärt Dr. Valderrabano. “Außerdem kamen die Patienten erst zum Arzt, als die Schmerzen einsetzten, was in den von mir untersuchten 14 Fällen nach einer Zeit von drei Monaten und drei Jahren der Fall war. Wir haben es also mit chronischen Rupturen zu tun, bei der sich die Frage stellt, wie man sie so spät überhaupt therapiert: Läßt man alles, wie es war, oder behandelt man die Verletzung konservativ oder führt man eine Sehnenrekonstruktion durch? In keiner Fachliteratur der Welt war dieses Thema erörtert.”

Dr. Valderrabano entschied sich für die Sehnenrekonstruktion und entwickelte zwei Methoden. Bei der ersten zieht er die Sehnenteile heran und näht sie an, also Sehnenteil an Sehnenteil. Bei der zweiten nutzt er die parallel verlaufende Flexor digitorum longus-Sehne (Lange Zehenbeuger-Sehne). Diese näht er von beiden Seiten an die Sehne des Musculus tibialis posterior an, so daß sie deren Funktion mit übernimmt. Die Flexor digitorum logus-Sehne zeichnet sich zudem durch eine bessere Blutversorgung aus.

Mit dem Ergebnis seiner Operationen konnte Dr. Valderrabano sehr zufrieden sein. Subjektiv gesehen fühlten sich zehn seiner Patienten gut. Objektiv gesehen war das Resultat noch besser. Denn nach dem Hind Foot Score der Amerikanischen Orthopädischen Fußgesellschaft betrug die Erfolgsquote 93,9 Prozent. Alle Patienten waren schmerzfrei. Sehne und Muskel funktionierten wieder gut. 10 Patienten, was einem Prozentsatz von 71 entspricht, konnten im Sport wieder aktiv sein, darunter 3 Sportlehrer, 1 Gymnastik-Lehrerin und 1 Aerobic-Lehrerin.

Dr. Valderrabano haben bei seiner Arbeit unterstützt: Prof. Dr. Beat Hintermann, Dr. Thorsten Wischer, PD Dr. Peter Fuhr und Professor Dr. Walter Dick.

“Wir müssen uns in Zukunft auch den Spitzensportlern zuwenden und diese anschauen, denn Früherkennung und Frühtherapie sind bei dieser Verletzung wichtig. Man muß so schnell wie möglich die Sehne annähen und anschließend ein gutes Rehabilitationsprogramm absolvieren”, sagt Dr. Valderrabano mit dem Blick des Forschers in die Zukunft.

Zur Person: Dr. med. Victor Valderrabano ist 28 Jahre alt, hat in Zürich studiert und promoviert und arbeitet seit 1999 bei seinem Mentor Prof. Dr. Beat Hintermann an der Universitätsklinik in Basel; dort macht er seine orthopädische Ausbildung zum Facharzt mit dem Schwerpunkt Fußorthopädie; sein Berufsziel: eine spital-akademische Karriere; er verbrachte zuletzt neun Monate am Biomechanischen Institut von Professor Benno Nigg, wo er eine Arbeit über Sprunggelenksprotetik geleitet hat; der aktive Jogger ist in der Swiss Foot and Ankle Society (SFAS) als Schriftführer aktiv; zu seiner Arbeit gibt es weitere Informationen unter: www.fusszentrumbasel.ch und www.sfas.ch.

1. /2. Juli 2001

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