Snowkiten
Beim Snowkiten lässt sich der Skifahrer (oder Snowboarder) von einem großen Lenkdrachen, dem Kite, über eine geschlossene Schneedecke ziehen, wobei fast jedes Gelände befahrbar ist. Der Fahrer ist über ein Trapez mit dem Kite verbunden, den er über eine Lenkstange steuern kann. Mit genügend Übung kann er sich auch Abfahrten hochziehen lassen, die sonst mindestens einige Stunden Aufstieg erfordern würden.
Snowkiten gilt als Extremsportart mit hohem Verletzungsrisiko, da Geschwindigkeiten von über 100 km/h und Sprunghöhen von bis zu 10 m über dem Boden erreicht werden. Bedienungsfehler, mangelnde Erfahrung, unsachgemäße Ausrüstung, instabile und wechselnde Winde sowie schlechte Schneeverhältnisse und Lawinen sind bekannte Faktoren, die zu komplizierten Trümmerbrüchen im Knie- und Beinbereich, Rippenbrüchen, Schädelfrakturen sowie zum Tod führen können.
In einer österreichischen Studie (Moroder P et al., Am J Sports Med. 2011;39(7):1534-1540) wurde eine Verletzungsrate von 8,4 pro 1000 Expositionsstunden ermittelt. Auffallend ist, dass es bei den Anfängern 10,4 leichte und keine schweren Verletzungen und bei den Experten 4,1 schwere und keine leichten Verletzungen pro 1000 Stunden Exposition gab. Die am meisten verletzten Körperteile waren Rücken (30,3 %), Knie (24,2 %), Schulter (21,2 %) und Kopf (21,2 %), wobei die häufigste Verletzungsart Prellungen und Gelenkverstauchungen, Abschürfungen, Muskelzerrungen, Brüche, Schulterluxationen und Bänderrisse waren.
Telemarken
Telemarken ist ein junge Sportart mit alter Tradition und offiziellen FIS-Rennen, die sich immer größerer Begeisterung erfreut. Die ursprünglich aus Norwegen stammende Abfahrtstechnik erfordert Körperbeherrschung und Gleichgewicht. Charakteristisch ist die spezielle Bindung, die nur die Schuhspitze fixiert und die Ferse frei lässt, sodass elegante und geschmeidige Bewegungen im Knien möglich sind.
Als häufigste Verletzungsursachen gelten eigenes Unvermögen und Hängenbleiben an der Umgebung (z.B. Schneeverwehung und Fels). Die meisten Verletzungen treten an den unteren Extremitäten (überwiegend im Bereich des Knies) auf, gefolgt von Verletzungen der oberen Extremitäten (hauptsächlich Schulter und Finger), während Verletzungen des Kopfes (mehrheitlich Gehirnerschütterungen, Platzwunden) und des Rumpfes (Rippenfrakturen und -kontusionen, Schnittwunden) deutlich seltener vorkommen.
Es gibt nur wenige Daten über Telemarken. Johansen MW et al. (Br J Sports Med. 2015;49(7):453-457) evaluierten die Verletzungen im Telemarken-Weltcup. Sie ermittelten eine absolute Verletzungshäufigkeit von 26,4 Verletzungen pro 100 Athleten und Saison. Dies entspricht einer relativen Häufigkeit von 8,2 Verletzungen pro 1000 Läufe. Die am meisten verletzten Körperteile waren Knie (21 %), Hand-Finger-Daumen (20 %), Knöchel (13 %) und Schulter/Schlüsselbein (13 %). Bei Frauen war das absolute Risiko, eine Knieverletzung sowie eine Schulter-/Schlüsselbeinverletzung zu erleiden, höher als bei Männern.
Skitourengehen
Unter dem technisch anspruchsvollen und ausrüstungsintensiven Skitourengehen versteht man das Besteigen von Bergen auf Skiern mittels eigener Muskelkraft und die anschließende Abfahrt ins Tal. Noch vor einigen Jahren eine seltene Wintersportart, die vor allem von Einheimischen in Bergregionen betrieben wurde, boomt diese Sportart heute über den Alpenraum hinaus.
Beim Aufstieg wird der Tourenski in einer Geh-Gleit-Bewegung nach vorne geschoben, ohne den Ski dabei anzuheben. Die Tourenbindung ermöglicht es der Ferse, sich frei zu bewegen, und besitzt meistens eine zusätzliche Steighilfe, um den Fußwinkel der Hangneigung anpassen zu können. Die auf den Skibelag aufgeklebten Felle verhindern ein Zurückrutschen der Skier bei Belastung.
Beim Skitourengehen wird im Allgemeinen zwischen Frontcountry (Nutzung präparierter Pisten in Skigebieten), Sidecountry (Nutzung von nicht präparierten aber markierten und vor Lawinengefahr gesicherten Skirouten) und Backcountry, dem freien ungesicherten Gelände außerhalb eines Skigebietes, unterschieden. Neben der Fähigkeit, abseits der Pisten zu fahren, erfordert Skitourengehen in entlegenen Gebieten auch Navigationsfähigkeiten und Kenntnisse zur Beurteilung der Schneeverhältnisse, um das Risiko von Lawinenunfällen zu minimieren. Eine Lawinennotfalls- und Rettungsausrüstung sollte immer mitgeführt werden.
Stürze, Stolpern und Ausrutschen sind die häufigsten Unfallursachen beim Skitourengehen. Die am stärksten betroffenen Verletzungslokalisationen sind Knie, Wirbelsäule, Schulter und Kopf. Nur ein kleiner Teil der Verletzten, aber der überwiegende Teil der Toten sind auf Lawinenunfälle zurückzuführen.
In einer prospektiven Studie (Mueller T et al., Orthop J Sports Med. 2019;7(9):2325967119867676) wurden Deutsche, österreichische und Schweizer Tourengänger*innen über personalisierte Online-Fragebögen kontaktiert. Ihre Antworten lieferten eine Verletzungsrate von 2,5 pro 1000 Expositionsstunden bzw. 6,7 Verletzungen pro 1000 Skitouren. Hand (28 %) und Knie (16 %) waren die am häufigsten verletzten anatomischen Regionen. Die meisten der überwiegend leichten Verletzungen beschränkten sich auf das Weichteilgewebe, wie z.B. Prellungen (31 %) und Schürfwunden (18 %). Der am öftesten genannte Grund für eine Verletzung war eine vereiste Oberfläche (52 %), gefolgt von schlechten Wetterbedingungen (37 %) und Unachtsamkeit (33 %). Lawinenunfälle wurden nicht gemeldet. Die Chance sich bei der Abfahrt zu verletzen war sechsmal höher verglichen mit dem Aufstieg einer Tour.
Nichtsdestotrotz ist Skitourengehen weder harmlos noch eine risikoarme Sportart. Nach Angaben des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit verunglücken jährlich durchschnittlich 20 Skitourengeher tödlich in den österreichischen Bergen.
Ski Mountaineering
Skimo ist die Abkürzung von Ski Mountaineering und bezeichnet die Wettkampfform des Skitourengehens. Es erfreut sich bei Wintersportbegeisterten wachsender Beliebtheit und feiert als neue Sportart bei den Olympischen Spielen 2026 sein Debüt. Die Medaillen werden in drei Disziplinen vergeben: Sprint Männer, Sprint Frauen und Mixed-Staffel (zwei Individualrennen).
Sprintrennen besteht aus zwei Bergauf-Passagen auf Skiern, die durch eine Bergauf-Passage zu Fuß mit am Rucksack befestigten Skiern getrennt sind, und einer deutlich markierten Abfahrt. Die Läufe führen in der Regel 50 bis 80 Höhenmeter hinauf und dauern 3 bis 3½ Minuten. Sprintrennen werden im Finalsystem mit Heats zu je sechs Personen durchgeführt. Individualrennen finden gewöhnlich im freien Gelände über 1300 bis 1900 Höhenmeter statt. Sie bestehen aus mindestens drei Aufstiegen und Abfahrten und mindestens einer Tragepassage und dauern zwischen 1,5 und 3 Stunden.
Slopestyle Skiing
Slopestyle Skiing ist eine relativ junge Wintersportart, bei der die Athleten einen Parcours mit verschiedenen Arten von Hindernissen aus Metall, Plastik oder Schnee auf Skiern bewältigen, wobei der Schwerpunkt eher auf den technischen Aspekten als auf der Geschwindigkeit liegt. Nach seiner Einführung als olympische Freestyle-Disziplin bei den Winterspielen 2014 in Sotschi entwickelte sich Slopestyle Skiing zunehmend zu einer Trendsportart. Es erfreut sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit, da für das Ausprobieren der ersten Tricks kein perfektes Skifahren erforderlich ist. Slopestyle Skiing wird in eigens dafür geschaffenen Snowparks, die Teil des gesicherten Pistenbereiches sind, unter verpflichtender Einhaltung der FIS- und Park-Regeln ausgeführt. Schanzen für Sprünge und Rails für das Gleiten auf Skiern sind die häufigsten Hindernisformen.
Slopestyle Skiing kann grundsätzlich mit normalen Alpinskiern in der richtigen Einstellung betrieben werden. Für komplexere Manöver ist jedoch ein Twintip-Ski mit aufgebogenem vorderem und hinterem Ende und mittig montierter Bindung erforderlich. Darüber hinaus werden mittlerweile auch Skibindungen, Skistöcke und Skischuhe produziert, die speziell auf die Bedürfnisse von Freeskiern abgestimmt sind.
Slopestyle Skiing ist eine Sportart, die sich ständig weiterentwickelt. Dies führt dazu, dass Sprünge und Tricks immer schwieriger werden. Stürze sind die häufigste Ursache für Verletzungen. Jene, bei denen der Arm ausstreckt wird, um den Sturz abzufangen, können zu einer Luxation oder Subluxation der Schulter führen. Das Landen auf dem ausgestreckten Arm kann aber auch zu Brüchen des Handgelenks oder der Handwurzel führen. Verstauchte Handgelenke und Finger sind ebenfalls häufig, vor allem bei Anfängern. Eine unausgewogene oder eine zu harte Landung nach einem Sprung führen zu einer Überlastung von Knien, Hüften und Rücken, wobei die Knie besonders anfällig für Kreuzbandrisse und Meniskusverletzung sind.
Zielsetzung einer schwedische Studie (Löfquist I et al., Int J Exerc Sci. 2020;13(1):1563-1573) war es, die Größe der Kraft zu berechnen, der ein/e Ski-Slopestyler*in ausgesetzt ist. Durch deren Kenntnis könnte das individuelle Trainingsprogramme verbessert und in Folge die körperliche Leistungsfähigkeit vor der Schneesaison optimiert werden. Die bei der Landung eines Big-Air-Sprungs wirkende Kraft betrug ungefähr das Doppelte der Körpermasse, unabhängig davon ob ein 180er- oder ein Switch-180er-Sprung ausgeführt wurde. Dieser Wert könnte daher die minimale beim Slopestyle-Skifahren auftretende Kraft angeben. Um schwierigere Tricks ausführen zu können, müssen die Anforderungen an das Krafttraining möglicherweise signifikant höher sein.
¡ Skifahren in all seiner Facetten wird ein Bestandteil der wissenschaftlichen Sitzungen auf dem 40. GOTS Jahreskongress vom 15-17. Mai in Krems (Österreich) sein. Wir laden alle Interessierten herzlich ein, an diesem hochkarätigen Kongress teilzunehmen.
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DER AUTOR