Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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Schwierige Reiselogistik, extreme Zeitverschiebung, Hitze: Jetzt starten die Paralympics

Schwierige Reiselogistik, extreme Zeitverschiebung, Hitze: Jetzt starten die Paralympics

Aktuell vergeht kein Tag an dem uns Teammitglieder nicht Emails, Telefonate und Nachrichten an die immer näher rückenden paralympischen Spiele erinnern. Spätestens mit dem Erhalt der Akkreditierungskarte und der Einkleidung erreicht die Vorfreude bei den nominierten Teammitglieder einen ersten Höhepunkt. In diesem Newsletter möchten wir Sie an dieser Vorfreude teilhaben lassen und Ihnen einige Einblicke in die Weltspiele der Menschen mit Behinderungen geben, die in diesem Jahr unter dem Motto „United by Emotion“ – vereint durch Emotionen – stehen. 4000 bis 5000 Athletinnen und Athleten aus rund 160 Ländern werden in 22 Sportarten um 540 Medaillen kämpfen. Dabei geben die Sportarten Badminton und Taekwondo ihr paralympisches Debüt. Tokio ist die fünfte Stadt in Asien, die Gastgeber der Spiele sein wird und trug bereits 1964 einmal die Paralympischen Sommerspiele aus. Das diesjährige Motto „United by Emotion“ fasst das zusammen, was die Gastgeberstadt mit der Welt teilen möchte: es soll die Hoffnung ausdrücken, dass Zuschauer*innen, Volunteers und Athlet*innen begreifen, dass sie mehr verbindet als sie trennt.

Der deutschen Mannschaft werden 134 Sportlerinnen und Sportler sowie 104 Betreuer*innen angehören, darunter 8 Ärzt*innen und 15 Physiotherapeut*innen.

43 Athlet*innen werden ihre ersten paralympischen Spiele erleben, die meisten Debütant*innen gibt’s im Para Schwimmen. Die Altersspanne der Athlet*innen ist beträchtlich: die jüngste Teilnehmerin des Team Deutschland Paralympics ist 16 Jahre alt, die älteste 66 Jahre.

Bevor das Großereignis beginnen kann, stehen in den verbleibenden Tagen noch einige Aufgaben an. Alle Teammitglieder müssen 96-72 Stunden sowie 72-48 Stunden vor dem Abflug jeweils einen Corona-PCR-Test in speziell akkreditierten Testzentren durchführen lassen. In Tokio werden alle Mannschaftsmitglieder am Flughafen erneut auf das Coronavirus getestet und erst nach negativem Testergebnis ins paralympische Dorf gebracht. Auch in den Folgetagen stehen tägliches Temperaturmessen und Corona-Tests für alle Teammitglieder unabhängig vom Impfstatus auf dem Programm.

Da die Athlet*innen frühestens 7 Tage vor Wettkampfbeginn in Tokio anreisen dürfen und das Dorf 2 Tage nach Wettkampfende wieder verlassen müssen, gestaltet sich die Reiselogistik besonders schwierig. Dennoch wird es am 19.8.2021 in einem kleineren Rahmen als gewöhnlich eine offizielle Verabschiedung durch Politprominenz am Frankfurter Flughafen geben. Der Flug nach Tokio dauert 11,5 Stunden, die Zeitverschiebung beträgt +7 Stunden. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sind auch während der Paralympischen Spiele noch zu erwarten. Dies kann insbesondere querschnittsgelähmte Athlet*innen sehr zu schaffen machen. Daher legen wir sehr viel Wert auf eine gute Akklimatisation, eine adäquate Flüssigkeitsversorgung und Kühlmaßnahmen. Im deutschen Haus wird in den Funktionsräumen eine medizinische Zentrale eingerichtet, die rund um die Uhr erreichbar ist und neben Diagnostikgeräten eine eigene Apotheke sowie Verbandsmaterial und Wundversorgungsutensilien bereithält. Sollte die umfangreiche Ausstattung dennoch einmal nicht ausreichen steht eine große Poliklinik im Dorf kostenfrei zur Verfügung. Dort können auch andere medizinische Fachärzte wie Zahnärzte, Augenärzte, Gynäkologen etc. konsultiert werden.

Alle akkreditierten Ärzte erhalten Anforderungsbögen und Rezeptblöcke mit denen Diagnostik angefordert und Medikamente in der internationalen Apotheke bestellt werden können. Bandagen, Orthesen und

Kompressionsstrümpfe werden bei Bedarf von Mitarbeitern der Firma Bauerfeind vor Ort angepasst. Außerdem bietet die Firma Otto Bock mit einem fast 100-köpfigen Funktionsteam und 18 Tonnen Material einen Reparaturservice für Prothesen, Rollstühle und Sportgeräte an.

Sog. „Playbooks“ stellen die wichtigsten Regelwerke dar und definieren die Vorgaben rund um das Thema Corona. Die Erstellung und Genehmigung sog. „Activity plans“, die den persönlichen Aktionsradius auf genehmigte Bereiche einschränkt, ersetzt glücklicherweise eine Quarantänezeit vor Ort. Das vermutlich wichtigste Dokument in der Zeit der Spiele ist die sog. Pre-Valid Card.

Sie berechtigt nicht nur zur Einreise nach Japan unter Umgehung der ansonsten üblichen Quarantänebestimmungen, sondern verschafft auch Zugang zum Paralympischen Dorf und zu den Sportstätten. Das Team Deutschland Paralympics wird im selben Gebäude untergebracht sein, in dem derzeit die Olympiamannschaft residiert. Die Unterbringung erfolgt in 4-8-Bett-Appartements i.d.R. in Zweibettzimmern. Jeweils 2-4 Personen teilen sich ein Bad. Die große Mensa im Dorf ist ganztägig geöffnet und hält ein umfangreiches Speisenangebot aus sämtlichen Kulturkreisen vor.

Das Presseteam des DBS hat einen `Team Guide´ und einen Media Guide´ erstellt, in denen das Team Deutschland Paralympics vorgestellt wird. Aus Deutschland werden ca. 40 akkreditierte Medien anreisen, zudem noch die Teams von ARD/ZDF. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen 63 Stunden aus Tokio: den Link zu den Sendezeiten finden Sie hier.

In diesem Sinne: freuen Sie sich mit mir auf tolle Spiele, wenn auch in einem ungewöhnlichen Setting, beeindruckende Leistungen und tolle Emotionen und drücken Sie den Athlet*innen die Daumen für gute Leistungen und eine verletzungsarme Zeit in Tokio.

Gute Links:

http://www.parasport.de/

`Team Guide´

Media Guide´

Sendezeiten

www.sportschau.de/parasport/index

東京でお会いしましょう



DIE AUTORIN:

Prof. Dr. Anja Hirschmüller, Fachärztin für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin ist Leitende Ärztin Leitungssport des Deutschen Behindertensportverbandes. Sie ist Mitglied des deutschen Paralympic-Teams, nach Peking, London, Rio de Janeiro und Pyeongchang jetzt auch in Tokyo. Neben ihrer Mitgliedschaft in der Medizinischen Expertenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes, ist sie unter anderem Mitglied der GOTS Komitees Muskel/Sehne und Register, sowie Mitglied des Wissenschaftsrates der deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention.