Knorpelschäden bei Kindern – was ist zu tun? | PM Juli 2022
Knorpelschäden bei Kindern gibt’s zum Glück nicht sehr häufig. Existieren sie jedoch, sollten sie unbedingt adäquat behandelt werden. Allzu oft erfolgt das Gegenteil mit dem Gedanken: „Bei Kindern wird sowieso wieder alles gut“. Doch das ist ein Trugschluss. Denn sie haben ihr ganzes Leben noch vor sich. Unbehandelt können Knorpelschäden Jahre später zu Arthrose und prognostisch mit 40 Jahren schon zu einer Knieprothese führen. Was bei kindlichen Knorpelschäden zu tun ist, darüber referiert Dr. Klaus Ruhnau, Vorstand des Qualitätskreis Knorpel-Repair und Gelenkerhalt (QKG) auf dem 13. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS). Neuen Studien zufolge haben rund 107 von 100.000 Kindern Knorpelschäden am Kniegelenk. Die Hauptursachen sind Unfälle im Sport und in der Bewegung. Häufig zum Beispiel im Fußball, wenn Kinder sehr jung in die Leistungsligen „gesteckt“ werden und für den Stand ihrer momentanen körperlichen Entwicklung zu intensiv trainieren. Weiterhin gibt es Kniescheibenverrenkungen, wenn die knöcherne Rinne des Knies zu flach angelegt ist oder aber die Kniescheibe zu hoch steht. Die Kniescheibe kann dann ´beim in die Hocke gehen´ und umdrehen herausspringen. Durch diese Verrenkung können schwere Knorpel- und sogar Knorpel-Knochenverletzungen entstehen. Dr. Klaus Ruhnau mahnt: „Die Ursache dieser Schäden muss immer mitbehandelt werden. Das sind aber zum Teil komplexe Behandlungsverfahren. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig einen Spezialisten aufzusuchen. Denn die Symptomdauer ist gleichzeitig der Prognose-Faktor. Je länger die Symptome schon anhalten, desto schlechter kann das Behandlungsergebnis werden. Und: auch je mehr Vorbehandlungen es schon gab, desto schlechter ist die Prognose für eine vollständige Heilung.“ Therapiemöglichkeiten gibt es auch für die jüngsten Patienten schon viele. Dabei steht die konservative Therapie, soweit sinnvoll, immer an erster Stelle. Eine in aller Regel 6-wöchige Entlastung, danach Belastungsvermeidung mit adäquater Krankengymnastik und regelmäßiger Erfolgskontrolle gehören dazu. Bei kleinen Knorpeldefekten und noch offenen Wachstumsfugen und einem frühen Grad der Schädigung sind dabei sehr gute Ergebnisse zu erwarten. Ist der Schaden größer, oder liegt eine Osteochondrosis dissecans – eine Knorpel-Knochenerkrankung im fortgeschritteneren Stadium – vor, muss operativ therapiert werden. „Bei der Osteochondrosis dissecans, für die es mehrere Ursachen gibt, entsteht der Schaden immer erst am Knochen, ehe er auf den Knorpel übergeht“, so Ruhnau. Häufig liegt gleichzeitig ein Vitamin-D-Mangel vor, der unbedingt abgeklärt werden muss. Operativ kommen neben Knochenanbohrung mit dünnen Drähten als Mikrofrakturierung „light“, der Einsatz eines Knorpel-Knochenzylinders, die Fixation mit Schrauben bei Knorpel-Knochenläsionen oder eine Knorpeltransplantation infrage. Letztere ist ein aufwändiges zweizeitiges Verfahren (zwei Operationen) welches bei Defekten ab 2cm eingesetzt wird. Bei der ersten Operation wird hierbei Knorpel aus einer unbelasteten Region entnommen und im Labor vermehrt. In einer zweiten Operation wird der gezüchtete Knorpel in den Defekt eingesetzt. Mit dieser Technik erzielt man selbst bei großen Defekten sehr gute Langzeitergebnisse. Die Knorpeltransplantation ist inzwischen für Kinder mit geschlossenen Wachstumsfugen zugelassen und bei offenen Wachstumsfugen in besonderen Fällen einsetzbar. Auch eine Knorpeltherapie mit kleinsten Knorpelchips, das sogenannte Minced Cartilage, ist ein vielversprechendes Verfahren. Hier wird sogar nur eine OP benötigt. Allerdings gibt’s zu dieser Methode noch keine gute Studienlage. Deshalb sollte sie bei Kindern allenfalls im Rahmen von Studien zur Anwendung kommen. Fazit: Entscheidend für den Behandlungserfolg ist die frühzeitige korrekte Diagnosestellung eines Knorpelschadens und die kind – und stadiengerechte Therapie, wenn nötig mit gleichzeitiger Behandlung der Begleiterkrankungen.
Knick-Platt-Füße bei Kindern – Operieren, konservativ behandeln oder einfach nur ignorieren? | PM Juli 2022
Mindestens 30 bis 40 Prozent aller Kinder haben in sehr jungen Jahren Knick-Platt-Füße. Dies liegt am Wachstum der unteren Extremitäten und ist bis zu einem Aller von ca. 6 Jahren normal. Später erfolgt ein spontaner Ausgleich. Wann Knick-Platt-Füße nicht mehr „normal“ sind, wie man das diagnostiziert und was dann zu tun ist – darüber referiert PD Dr. med. Renée Andrea Fuhrmann, Rhön Klinikum Bad Neustadt auf dem 13. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportmedizin. „Es ist schwierig, die Kinder herauszufischen, wo eine Behandlung wirklich nötig ist“, so Renée Fuhrmann. Aber bis zum 14. Lebensjahr muss man das herausfinden, im Optimum zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr. Häufig sind es die Mütter oder Großmütter, denen etwas am veränderten Gehen ihrer Kinder und Enkel auffällt. Oft ist es eine Art „Charlie-Chaplin-Gang“ mit sehr stark nach außen gedrehten Füßen. Eine klinische Untersuchung mit speziellen Tests bringt meist schon Licht ins Dunkel. Die Kinder müssen auf Zehenspitzen gehend von hinten betrachtet werden. Dann schätzt der Facharzt ein, ob die Muskulatur in der Lage ist, die Fehlstellung auszugleichen. Ist dies nicht der Fall, müssen die jungen Patienten zunächst in der Physiotherapie genau diese Muskeln trainieren. Allerdings haben Kinder häufig keine Lust, das lange zu machen. Als nächster Schritt eignen sich propriozeptive Einlagen. Fuhrmann: „Das sind die Einlagen mir den vielen kleinen Knubbeln. Durch eine Stimulation an den richtigen Stellen wird auch dadurch angeregt, dass sich die Muskulatur wieder richtig aufbaut. Auch hilft den Ärzten hier ein Kontroll-Foto der Eltern, je von hinten und von vorn. Nach einem Jahr gibt’s eine erneute Kontroll-Untersuchung. Bevor das Wachstum der Kinder in die Schlussphase geht (Mädchen ab ca. 10, Jungen mit 12 Jahren), die Deformität zunimmt und ggf. sehr schmerzhaft ist, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Über einen kleinen Schnitt kann ein Platzhalter (alternativ eine Schraube) am äußeren Fuß eingebracht werden, womit das Abkippen des Fußes in den Knickfuß vermieden wird. Werden Knick-Plattfüße, nicht erkannt und behandelt, kann es irgendwann zu extremen Schmerzen und aufwändigen knöchernen Korrekturen kommen. Fazit: Ein sehr auffälliger kindlicher Knick-Plattfuß muss beobachtet, kontrolliert, bei Bedarf behandelt und darf keineswegs ignoriert werden.
Young Academy: Wahlfach und Instruktionskurs Sehnenverletzungen in Erlangen
Von Anna Hofferek Am 11.06.2022 hatten zwei Young Academy Mitglieder die Chance, an einem Instruktionskurs “Untersuchungs- und OP-Techniken Sportorthopädie: Akute und chronische Sehnenverletzungen” an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) teilzunehmen. Der Workshop fand im Rahmen eines hybriden, mehrtägigen Kurses in der Anatomischen Fakultät der FAU unter der Leitung von PD Dr. Thilo Hotfiel und PD Dr. Dr. Christian Hammer statt. PD Hotfiel startete die erste Session mit einer Wiederholung der funktionellen Anatomie und einer Einführung in relevante Pathologien mitsamt dessen Verletzungsmechanismen und Diagnostik. Im Anschluss konnten wir die Theorie direkt an den anatomischen Präparaten unter interaktiver Demonstration durch PD Hammer nachvollziehen. Die anatomischen Strukturen noch einmal schön präpariert zu sehen und auch anfassen zu können, war ein kleiner Flashback in die Zeit der ersten Semester – mit dem aber inzwischen klinisch vorhandenen Wissen äußerst bereichernd. Insbesondere die Hamstring-, Quadriceps- und Achillessehnenpräparationen bleiben in Erinnerung. Nach einer kurzen Mittagspause folgte dann das Highlight des Kurstages: wir durften an “Fresh- Frozen-Präparate” verschiedene OP-Techniken zur Rekonstruktion von Sehnenrupturen durchführen. Vom chirurgischen Zugang, über die schichtweise Präparation bis hin zur End-zu-End-Naht, konnten wir die einzelnen OP Schritte selbstständig, unter Supervision von PD Hotfiel durchführen. Auch die ansatznahe, transossäre Refixation der Achillessehne und das Vorgehen beim Abtragen einer Exostose. wurden durchgeführt. Selten konnte ich im Studium an einem derartigen interdisziplinären und interaktiven Kurs teilnehmen. Vielen Dank für die Möglichkeit, an diesem Samstag noch einmal in die Anatomie zurückzukehren und sie aus dem klinischen und operativen Blickwinkel betrachten zu können. Es hat sehr viel Spaß gemacht und war ein bereichernder praktischer Kurs nach der langen Zeit von ausschließlich digitalen Veranstaltungen.
BasketDocs vergeben Wissenschaftspreis
Nach der Premiere 2019 vergeben die deutschen Basketballärzte, die BasketDocs, im Jahr 2023 zum dritten Mal einen mit 1.500 Euro dotierten Wissenschaftspreis. Bis zum 31.12.2022 besteht die Möglichkeit, Forschungsprojekte, Präventionsprogramme, Studien o.ä. beim wissenschaftlichen Gremium einzureichen. Akzeptiert werden Themen aus dem Bereich der Sportmedizin, der Sportwissenschaft, der Physiotherapie, der Trainingstherapie oder Medizin generell. Einschlusskritierium ist hierbei ganz klar, dass es ein Projekt ist, das sich um Basketball dreht. Die Studien sollten möglichst abgeschlossen sein. Das Preisgeld wird unter den 3 besten Einsendungen aufgeteilt. Preisverleihung ist beim BasketDocs Jahrestreffen 2023 in Göttingen, wo die 3 bestplazierten ihre Beiträge zudem als Kurzvortrag präsentieren dürfen. Interesse geweckt? Dann sendet Eure Projektbeschreibung an info@basketdocs.de. Einsendeschluss 31.12.2022 Preisgeld insgesamt: 1.500 Euro Wissenschaftliches Gremium: Dr. med. Kai Fehske Dr. med. Ralf Hamann Prof. Dr. phil. Olaf Hoos Prof. Dr. phil. Richard Latzel Dr. med. Christoph Lukas Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger
Prof. Alexej Barg verstorben
Mit grosser Traurigkeit mussten wir die Nachricht annehmen, dass Prof. Alexej Barg am Osterwochenende im Alter von 42 Jahren verstorben ist. Wir sind fassungslos, Prof. Alexej Barg, unser wohl aktivster Fusschirurgie-Kollege mit fachlichen Wurzel in der Schweiz, hat uns verlassen – herausgerissen aus einer erfüllenden und beispielhaften Karriere. Prof. Alexej Barg war ein Genie. Parallel zum Medizinstudium studierte er Mathematik und Statistik. Seine Ausbildung in Orthopädie und Traumatologie am Kantonsspital Liestal unter der Leitung von Prof. Beat Hintermann unterbrach er, um sich als Research Fellow in Salt Lake City (Utah, USA) vertieft der Forschung hinzuwenden. Am Ende seiner Fachausbildung waren es über 40 peer-reviewed Publikationen, die auf seinem Konto standen. Unter der Leitung von Prof. Victor Valderrabano war er vorerst als Oberarzt und dann als Teamleiter der Fuss&Sprunggelenkschirurgie am Universitätsspital Basel tätig. Dann folgte er dem Ruf nach Salt Lake City, wo er zunächst als Assistant Professor, dann als Associate Professor die Foot and Ankle Unit unter Prof. Charles Saltzman führte. Vor 2 Jahren folgte er dem Ruf von Prof. Karl-Heinz Frosch an die Universität Hamburg, wo er seither der Abteilung Fuss- und Sprunggelenk vorstand. Der berufliche Werdegang von Prof. Alexej Barg war geprägt von einer grenzenlosen Leidenschaft stets noch mehr zu ergründen und zu erfahren. Seinem Drang folgend, alles genau zu wissen, liess ihn die Literatur kennen wie kaum ein anderer. Was aus seiner Hand kam, war stets bestens belegt und ein Garant, zur Publikation angenommen zu werden. Prof. Alexej Barg hatte immer ein offenes Ohr, wenn man ihn um einen Rat oder eine Unterstützung bat. Er hat mit unzähligen jungen Kollegen sein Wissen geteilt. Viele von uns haben von seiner beispielslosen Hilfsbereitschaft profitiert. Seine Schaffenskraft schien schier endlos. Prof. Alexej Barg diente in zahlreichen Kursen und Kongressen auf der ganzen Welt als Faculty. Sein Name im Programm war immer ein Versprechen, Neuestes zu erfahren und von einem begnadeten Wissenschaftler und Kliniker zu lernen. Seine Art zu Lehren war stets geprägt von Respekt und einem speziellen Humor, der mehr ausdrückte als viele Worte. Prof. Alexej Barg war beispielhaft international vernetzt. Er hinterlässt eine riesige Lücke über die Landesgrenzen hinaus. Er wird uns fehlen als feinen Freund und loyalen Kollege, als begnadeter Lehrer und als Vorbild. Noch können wir es nicht fassen! Unsere Gedanken sind bei seiner Ehefrau Kateryna, seiner Familie und seinen Freunden. In Trauer, Beat Hintermann Victor Valderrabano Swiss Foot & Ankle Society SFAS
Das war der 37. Jahreskongress der GOTS – Kongressbericht
Vom 19. bis 20. Mai 2022 fand der 37. Jahreskongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin in Präsenz statt. Nach dem Onlinekongress vom letzten Jahr wieder eine willkommene Möglichkeit auch abseits von fachlichen Dingen miteinander zu kommunizieren und sich auszutauschen. Kongresspräsident Prof. Wolf Petersen und Prof. Thore Zantop haben dabei ein wissenschaftlich hoch ansprechendes, interdisziplinäres Programm konzipiert. Insgesamt 485 Teilnehmer, v.a. sportmedizinisch interessierte Ärzte aber auch Physiotherapeuten, Sportwissenschaftler, Orthopädietechniker und Studenten nahmen an dem Kongress teil. Für die Physiotherapeuten gab es am Freitag einen eigenen PhysioDay, wo spezielle Themen der Prävention von Sportverletzungen und Rehabilitation im Profisport besprochen wurden. Die Ausbildung des Nachwuchses der „Young Academy“ und der Assistenzärzte/innen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Jahreskongresses. In einem hybriden PreDay standen wissenschaftliche Themen wie Concussion, Schulterverletzungen oder EMG Diagnostik auf dem Programm. Der zweite Tag stand dann ganz im Zeichen der Praxis: Sonographie, Taping, Arthroskopie am Model und EMG Hands on. Aktuelle Themen wie Social Media in Sport und Medizin wurden vorgestellt und zeigten einen Überblick über die verschiedenen Netzwerke und welche Relevanz sie für die Medizin haben. Interessant war auch, welche Relevanz Social Media inzwischen für die Industrie besitzt oder wie viel Aufwand es tatsächlich ist einen Instagram Kanal erfolgreich zu betreiben. Eine eigene Sitzung befasste sich mit digitalen Innovationen in der Sportmedizin. So wird z.B. künstliche Intelligenz in ersten Anwendungen in der Prävention von Sportverletzungen eingesetzt, wobei hier vor einem klinisch relevanten Einsatz u.a. noch ethische Fragen zu beantworten sind. Wer ist verantwortlich, wenn die künstliche Intelligenz entscheidet, da die Entscheidungswege der KI nicht mehr nachvollziehbar sind („Black Box“)? Schon im Einsatz dagegen sind Sensoren zur sensorgesteuerten Rehabilitation oder On Field Tracking, um noch individueller trainieren zu können oder digitale Gesundheitsanwendungen (DIGA). Dem bekannten Sportmediziner und Gründungspräsidenten der GOTS Prof. Heinrich Hess wurde anlässlich seines 90. Geburtstags gratuliert und er wurde für seine außerordentlichen Verdienste für die GOTS geehrt. In der Sitzung Hochleistungssport gaben uns die erfolgreichen Wasserspringer Patrick Hausding und Lars Rüdiger, Bronzemedalliengewinner von Tokyo 2021 sowie die beiden paralympischen Athleten Christoph Wilke und Pierre Senska, interessante Einblicke in den Sport. Anschließend erfolgte die Ehrung von dem verstorbenen Kollegen Herrn Karl-Heinz Zeilberger aus München zum Sportarzt des Jahres 2022. Weitere interessante Themen wie arthroskopische Operationstechniken, Kreuzbandverletzungen, Verletzungen im Kindesalter, Einsatz von Biologika oder sportartspezifische Verletzungen standen auf dem Programm. Auf der Mitgliederversammlung erfolgte dann die Staffelübergabe der Präsidentschaft von Prof. Romain Seil an seinen Nachfolger Prof. Thomas Tischer. PD Dr. Casper Grim wurde Incoming Präsident, Prof. Wolf Petersen Vizepräsident Deutschland und PD Dr. Christian Egloff Vizepräsident Schweiz. Dr. Michi Krifter wurde als Vizepräsident Österreich bestätigt. Beim Gesellschaftsabend kam auch der praktische Sport nicht zu kurz. In einem Beach Volleyball Turnier wurde um die Krone des besten GOTS Beach Volleyball Teams gespielt. ©Intercongress / S.Runke – Die Bildermanufaktur Anschließend haben uns die AGA Scopes dann musikalisch gut eingeheizt. Wir danken allen die den Kongress organisiert, durchgeführt, gesponsort oder teilgenommen haben und freuen uns auf ein Wiedersehen 2023 in Luxemburg! GOTS – we care about sports! Ihre Prof. Dr. Thomas Tischer, MBA PD Dr. Casper Grim Prof. Dr. Martin Engelhardt Präsident der GOTS Incoming Präsident Schriftführer
Young Academy Students Days beim 37. GOTS Jahreskongress
Von Anna Hofferek und Elena Neunteufel Dieses Jahr gab es endlich wieder die Möglichkeit, den Jahreskongress der GOTS in kompletter Präsenz durchzuführen, genauso wie den dazugehörigen Young Academy Students Day. Dieser war heuer zweigeteilt und startete bereits am 18.05., dem Vorabend des eigentlichen Kongressbeginns mit einem Zoom Meeting zu den Grundlagen für die Hands On Kurse am Folgetag. Gesendet wurde aus dem Universitätscampus der Charité Berlin. Neben der Anatomie der Schulter (Stefan Köppe, Berlin), einem Einblick in die Schulterarthroskopie (Elena Neunteufel, Wien) kamen auch im Studium weniger präsente, aber dennoch höchst spannende Themen wie Concussion (Dr. Friedemann Schneider, Innsbruck) und die physiotherapeutischen Möglichkeiten in diesem Bereich (Anneke Klostermann, Zürich) zur Sprache. Einen großartigen Überblick zu Schulterverletzungen und -behandlungen präsentierte PD Dr. Christoph Lutter (Rostock). Wir bekamen zudem einen Einblick in die EMG Diagnostik am Beispiel des Schultergelenkes (Kine Academy). Schwerpunkt-Sportart und roter Themenfaden war heuer Rugby, eingeleitet von Andrzej Jasina (Rostock). Im Anschluss gab es noch eine online Mitgliederversammlung der Young Academy mit Neuwahlen des Vorstandes und Verleihung des ersten Curriculum Zertifikates. Danach ließen wir mit all denjenigen, die sich bereits live vor Ort in Berlin befanden, den Abend noch bei gutem italienischen Essen ausklingen. In der Kongresslocation MOA Berlin starteten am Donnerstag knapp 30 motivierte Studierende dann direkt in die Praxiskurse. Erstes Highlight war die gegenseitige Schulter-Sonographie (Fa. Alpinion Medical), angeleitet von Dr. Thomas Gangl und Dr. Kirsten Thünemann (Neumünster). Beim Taping Workshop wurde, unter Anleitung von Anneke Klostermann zudem die ein oder andere Rolle Tape verbraucht – auch für bisher unbekannte Techniken wie das Oberschenkel- oder Ohrtape im Rugby. Zwischen den Workshops war Zeit für eine kleine Stärkung, das Erkunden der Industrieausstellung und den ein oder anderen Vortrag des Kongressprogramms. In der Nachmittags-Session wurden unter Instruktion von Dr. Robert Lenz (Rostock) die wichtigsten Untersuchungstechniken der Schulter aufgefrischt. Unter Anleitung von PD Dr. Christoph Lutter wurde an Schulter-Modellen (Fa. Arthrex) der Umgang mit dem Arthroskop trainiert und OP Schritte, wie das Setzen von Ankern und das Anbringen einer Rotatorenmanschettenaht geübt. MU Dr. Eugen Rašev (Schweinfurt) fesselte alle mit einem beeindruckenden Vortrag zum Thema Funktionspathologie der Schultergürtelmuskulatur in Bezug auf die häufigsten Schulterschmerzen der heutigen Zeit und demonstrierte Anschließend die praktische Anwendung von Elektromyographischen Diagnostik- sowie Therapiemöglichkeiten (Fa. Medizintechnik Horn, Kiso). Wiederum eine Methodik die über den Horizont des Standardcurriculums im Studium deutlich erweitert. Damit endete das Programm der Students Days. Als letzten Vortrag des ersten Tages besuchte ich die Podiumsdiskussion mit den 3 Spitzensportlern Patrick Hausding, Pierre Senska und Christoph Wilke. Zu erfahren, was sich alles hinter dem Leistungssport verbirgt, was man in dieser Zeit erleben darf, aber auch welche Opfer man dafür bringt, fand ich äußerst spannend. Ein weiterer Höhepunkt folgte abends mit der Kongressparty in Beach Mitte. Die Young Academy war mit ein paar Teams beim Beachvolleyball Turnier am Start und schlug sich gut! Auch wenn es für den Sieg nicht ganz gereicht hat, war es ein sehr gelungener Abend bei gutem Essen, toller Musik der AGA Scopes, dem ein oder anderen Getränk und vielen inspirierenden Gesprächen. Am Freitag verfolgten wir dann noch einige weitere spannende Vorträge, bevor die Heimreise angetreten wurde. Ein großes Dankeschön an alle Vortragenden sowie die Firmen Arthrex, Medizintechnik Horn/Kiso und Alpinion, welche uns die Geräte und Materialen zur Verfügung stellten! Alles in allem ein sehr schöner Kongress, auf dem man einige alte und viele neue Gesichter kennenlernen durfte. Ein paar intensive Tage, der uns gezeigt haben, was man im Bereich der Sportorthopädie alles erreichen kann und in denen man durch die Hands-On Kurse das eigene Wissen und die praktischen Fähigkeiten enorm erweitern konnte.
Young Academy: Bericht zum Sportorthopädie-Kurs an der Universitätsmedizin Rostock
Von Stefan Köppe Am 7. Mai dieses Jahres lud Andrzej Jasina von der Orthopädischen Klinik der Universitätsmedizin Rostock die GOTS Young Academy zum ersten Sportorthopädie-Kurs für Studenten an seiner Klinik ein. Mit Begeisterung sind andere Mitglieder und ich dieser Einladung gefolgt und ich freue mich, jetzt über die Veranstaltung berichten zu können. Die Anfahrt gelang dank der guten Verkehrsanbindung und zentralen Lage problemlos. Zudem konnten wir bei dieser Gelegenheit direkt die gut erhaltene hanseatische Altstadt bestaunen. Der Kurs selbst fand im repräsentativen historischen Gebäude der Orthopädischen Klinik statt. Das für 3 Tage konzipierte Programm wurde am Donnerstag- und Freitagnachmittag sowie am Samstag ganztägig angeboten. Es ist bietet grundlegende Einblicke in verschiedene Bereiche der Sportorthopädie, beginnend mit der Verletzungsprävention, woran sich die Diagnostik und therapieunterstützende Maßnahmen anschließen. Auch das Thema „Return-to-Sports“ wird bearbeitet. Ich selbst konnte leider nur am Samstag teilnehmen, dieser stellte dafür aber mit seinen vielen praktischen Workshops das Highlight des Kurses dar. Das Tagesprogramm begann mit einer herzlichen Begrüßung seitens der Veranstalter und einem Vortrag zur Bildgebung. Darin gab Herr Klaan (Radiologe) praktische Hinweise zur Verletzungsdiagnostik mittels verschiedener radiologischer Verfahren und stellte insbesondere verschiedene luxationsbedingte Labrumsläsionen anschaulich dar. Anschließend informierte uns ein Orthopädietechniker über die Einsatzgebiete sowie Vor- und Nachteile von Bandagen und Orthesen. Im Selbstversuch erkannten wir, wie schlecht wir mit Unterarmgehstützen laufen können und erhielten nützliche Hinweise für den fachgerechten (Um-)Gang mit selbigen. Diese Erfahrung wird sicherlich auch unseren zukünftigen Patienten zugutekommen. Nach einer Mittagspause, die Gelegenheit zum Kennenlernen und Austausch mit den anderen Studierenden bot, konnten wir über mehrere Stunden in den Workshops zu muskuloskelettaler Sonographie, Arthroskopie des Schultergelenks und einem Nahtkurs (inkl. arthroskopischer Knoten) mit der Entwicklung praktischer Fertigkeiten beginnen – ganz nach der Empfehlung von Goethe: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden“. Die Teilnehmenden wurden hierfür in kleine Gruppen aufgeteilt und von den Orthopäden Dr. Lutter und Herrn Jasina angeleitet. Beide gaben hilfreiche Tipps für den klinischen Alltag und beantworteten geduldig unsere Fragen. Rückblickend wirkt es, die Veranstalter hätten beabsichtigt, ihre klinischen Erfahrungen in der Sportorthopädie zusammenzufassen und einen für Studierende relevanten Mehrwert zu bieten – das ist ihnen definitiv gelungen! Die vermittelten Kenntnisse sehe ich insbesondere auch als nützlich für die Famulatur oder das PJ an.
Wenn der Asphalt glüht: Tour de France 2022
GOTS Newsletter Juli 2022
Dr. Karlheinz Zeilberger posthum zum GOTS Sportarzt des Jahres 2022 gewählt
Dr. Karlheinz Zeilberger begann seine sportmedizinische Karriere am Lehrstuhl für Sportmedizin und Prävention an der TU München unter Prof. Dr. med. Dieter Jeschke. „Adäquate Anwendung der Laktat-Leistungsdiagnostik bei der Trainingsteuerung im Hochleistungssport“, „Antidoping“, „Reanimation am Spielfeldrand“, „Schmerzmittel im Sport“ – in diesen Themen war unser Kollege Dr. Karlheinz Zeilberger besonders sattelfest. 1988 betreute er als Verbandsarzt der DESG die deutschen Eisschnellläufer und Short Tracker, ebenso bei den Olympischen Spielen 1998, 2002 und 2006. Seit 1991 war Dr. Zeilberger Mitglied des Bayerischen Sportärzteverbandes, er war Bezirksvorsitzender in Oberbayern, als Schatzmeister hatte er die Finanzen immer im Griff. Bei der Sportphysiotherapie im Deutschen Olympischen Sportbund hat er die Sportpysiotherapeuten für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele mit vorbereitet. Im Antidoping Kampf arbeitete er für die Dopingkontrollagentur PWC GmbH und den Internationalen Skiverband, FIS. Im Bayerischen Sportärzteverband organisierte er Kongresse mit und veranstaltete für die Verbände des BLSV Antidoping-Seminare. Zeilberger war Mitinitiator bei den sportmedizinischen Untersuchungen, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wurden. Die erste, die zusagte war übrigens 2010 die Techniker Krankenkasse. Inzwischen sind es weit über zwanzig KK. Eine Aktion, die dann auch in der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention bundesweit ausgebaut worden ist. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem BÄSV und dem BSÄV war er großer Befürworter beim Aufbau einer Reihe von qualifizierten Untersuchungsstellen für Mitglieder des BLSV, aber auch für die Landeskader der Fachverbände. Das war einer unserer Wunschträume, eine enge Verzahnung der Sportmedizin mit dem Breitensport, damit der Sportmedizin in der öffentlichen Wahrnehmung, nicht nur im Hochleistungssport stattfindet. Aber die ersten Versuche solche Untersuchungs- und Beratungsstellen einzuführen, scheiterten schon 1974 im damaligen Landesleistungsausschuss des Bayerischen Landessportverbandes am Widerstand des damaligen Präsidenten. Inzwischen gibt es 38 dieser Einrichtungen. Zeilberger leitete selbst eine stark frequentierte sportmedizinische Untersuchstelle des BLSV und des BSÄV in München. Sein sportmedizinisches Wissen hat er mit uns allen immer geteilt. Seinen Sportlerinnen und Sportlern, Patientinnen und Patienten war er ein unersetzlicher Ratgeber und Freund. Die Nominierung zum Sportarzt des Jahres 2022 hat ihn noch vor seinem, auch für uns doch überraschenden Tod, erreicht und er hat sich riesig gefreut. Posthum möchten seine Familie und wir ihn nun ehren. Der Tod ist für uns alle ein täglicher Begleiter. Nicht nur wir Mediziner behaupten der Tod sei etwas Normales und gehöre zum Leben. Aber wenn er uns dann das Liebste, einen Freund, ein Mitglied aus unserer Familie oder liebgewordene Mitmenschen wegnimmt, stehen wir erstmal da und fragen uns: „Warum“. Eine Antwort weiß niemand und wenn wir es versuchen wollten, würde die Antwort immer nur müder Versuch einer Erklärung sein. Karlheinz, Du fehlst nicht nur deiner Familie, sondern auch uns sehr. Du warst ein Mensch, ein Freund, ein toller Kollege und Du hast Spuren im unserem Leben hinterlassen, die uns noch oft an Dich erinnern werden.