Verletzungen von Kindern im Sport – der Unterschied zum Erwachsenen | PM November 2020
Kinder müssen sich ausreichend bewegen und Sport treiben. Neben einer Verbesserung von Kraft und Koordination, kommen mehr Beweglichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer, sowie eine höhere Leistungsfähigkeit hinzu. Regelmäßiger Sport verbessert Herz und Kreislauf, stärkt das Immunsystem und kann chronischen Erkrankungen vorbeugen. Allerdings passieren jedes Jahr in Deutschland rund 300.000 Unfälle bei Kindern und Jugendlichen im Sport. Bei jedem Achten wird eine stationäre Aufnahme für mindestens 1 Nacht erforderlich. Die GOTS erklärt, welche Probleme dabei im Vordergrund stehen. Grundsätzlich muss zwischen akuten Verletzungen und Überlastungsschäden unterschieden werden. Je nach Sport gibt es unterschiedliche sportartspezifische Verletzungsmuster. Je nach Beanspruchung in der ausgeübten Sportart lässt sich ein höheres oder niedrigeres Verletzungsrisiko abschätzen. Grundsätzlich ist das Verletzungsrisiko in Sportarten mit Gegnerkontakt (die meisten Ballsportarten und Kampfsportarten) erhöht, ebenso in Sportarten, die mit hohem Tempo ausgeübt werden (z.B. alpiner Skilauf). Im Schulsport passieren mehr als 50 Prozent der Verletzungen bei Ballsportarten. Gehäuft finden sich Hand- und Fingerverletzungen beim Basketball, Handball und Volleyball sowie Fuß bzw. Sprunggelenkverletzungen beim Fußball. Der Unterschied zum Erwachsenen Gegenüber Verletzungsstatistiken im Erwachsenenalter ereignen sich bei Kindern deutlich weniger Muskel-, Sehnen- und Bandverletzungen. Bei Kindern kommt es in rund einem Drittel der Fälle zu Frakturen, zwei Drittel betreffen die obere Extremität. Auch, wenn der kindliche Bewegungsapparat – je jünger er ist – ein erhebliches Korrekturpotential aufweist und es nach Frakturen häufig zu Spontankorrekturen kommt, ist darauf zu achten, dass der Körper eine O-Beinstellung besser korrigiert als eine X-Beinstellung. Schwachstelle Wachstumsfuge „Der Bewegungsapparat weist durch die noch offenen Wachstumsfugen, insbesondere im Bereich der Apophysen, eine Schwachstelle auf, die entweder akut oder auch durch chronische Belastung geschädigt werden kann. Auch die gelenknahen Epiphysen sind verletzungsanfällig und können je nach Schädigung zu dauerhaften Problemen führen. Wird eine Wachstumsfuge direkt durch ein Trauma verletzt, kann es zu einem frühzeitigen Verschließen von Teilen der Wachstumsfuge kommen, woraus sich ein Fehlwachstum mit Achsabweichung ergeben kann. Eine engmaschige Kontrolle einer verletzten Wachstumsfuge ist erforderlich, um möglichst frühzeitig ein Fehlwachstum zu diagnostizieren“, erklärt Prof. Dr. Holger Schmitt, Vorsitzender des GOTS- Komitees Kindersportorthopädie. Auch gerade im Leistungssport auftretende immer wiederkehrende gleichförmige Impulse auf Wachstumsfugen durch intensives Training können Einfluss auf deren Wachstumsverhalten haben. Stauchende Belastungen scheinen einen eher hemmenden Einfluss zu haben, exzentrische Belastungen eher einen stimulierenden. So wird bei Turnern eher ein frühzeitiger Verschleiß der körperfernen Wachstumsfuge der Speiche mit Verkürzung des Unterarmes beobachtet, bei Tennisspielern eher eine Stimulierung mit Verlängerung des Schlagarmes. Auch die Wirbelsäule des Kindes kann auf intensive sportliche Belastungen reagieren. Neben isolierten Wirbelkörperaufbaustörungen werden stärkere Kyphosewinkel bei sportlich aktiven beobachtet, auch wenn keine pathologischen Winkel resultieren.
Sportverletzungen bei Kindern – Ursachen, Prävention und Therapie
GOTS-Newsletter November 2020
Call for Abstracts – 36. Jahreskongress der GOTS in Basel 2021
Einreichungsfrist: 1. Dezember 2020 !
Schmerzmittel im Sport – bei Missbrauch wird’s gefährlich | PM Oktober 2020
Immer häufiger greifen Sportler zu schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten. Ob Muskeln oder Gelenke – NSAR (z.B. Ibuprofen) sind dabei die am häufigsten eingesetzte Wirkstoffgruppe. Profi- und Freizeitsportler erhoffen sich davon, Beschwerden oder Schmerzen zu lindern oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Doch gerade der „prophylaktische“ Gebrauch ist gefährlich, seine Verbreitung unter Nachwuchsathleten inzwischen besorgniserregend, warnt die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin. Während Erwachsene und Senioren oft wegen Beschwerden des muskuloskelettalen Apparates NSAR einnehmen, ist die Motivation im Nachwuchssport die verbreitete Annahme, mit Schmerzmitteln einen unspezifischen „Belastungsschmerz“ in Wettkampfsituationen lindern bzw. vorbeugen zu können. In einer aktuellen, sportartenübergreifenden Studie unter Einbezug von 313 Nachwuchsathleten (NCAA College; Alter ca. 18-20 Jahre) gab jede vierte weibliche Athletin und jeder fünfte männliche Athlet an, zum Stichtag der Umfrage NSAR einzunehmen. Bei Umfragen auf Marathon-Veranstaltungen gab sogar die Hälfte der Freizeitsportler an, Schmerzmittel einzunehmen. Problematisch ist, dass viele Präparate zum Teil rezeptfrei im Handel erhältlich sind und durch die Einnahme mehrerer Tabletten eine rezeptpflichtige und damit wesentlich höhere Dosis erreicht werden kann. Durch falsche Vorbildfunktion, fehlende Aufklärung und Gewohnheit kann eine gefährliche Selbstmedikation entstehen – und das in Unkenntnis über das erhebliche Nebenwirkungspotential! Die erwünschten Wirkungen der NSAR beruhen auf der verminderten Synthese von Prostaglandinen. Je nach Stoffgruppe und Dosis werden den NSAR somit analgetische (schmerzhemmende), antipyretische (fiebersenkende) und antiphlogistische (entzündungshemmende) Eigenschaften zugesprochen. NSAR greifen aufgrund der vielfältigen Funktionen der Prostaglandine in relevante Stoffwechsel-Prozesse des gesamten Organismus ein. Unter sportlicher Belastung (erhöhte Herz-Kreislaufbelastung, Umverteilung des Blutvolumens zugunsten der Skelettmuskulatur) können die Auswirkungen sogar noch verstärkt werden. Bei intensiver körperlicher Belastung (z.B. Flüssigkeitsverlust mit Dehydrierung, Elektrolytverschiebungen) drohen bei NSAR-Gebrauch erhebliche gesundheitliche Risiken. Zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden bis hin zur Ulkus-Entstehung mit gastro-intestinaler Blutung, Erhöhung des Risikos arterieller thrombotischer Ereignisse (z.B. akuter Myokardinfarkt), Minderung der Nierenperfusion, Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zum akuten Nierenversagen. Weiterhinkönnen mit der Einnahme eine negative Beeinflussung des Knochenstoffwechsels mit der Gefahr von Stressfrakturen, oder eine schlechtere Sehnen- und Knochenheilung nach Überlastungen einhergehen. Aufklärung unzureichend Eine wichtige Rolle für die Aufklärungsarbeit spielt das direkte Betreuungsumfeld der Sportler. Die begleitende Aufklärung des Trainerteams zu Schmerzmitteln/NSAR ist absolut wichtig. In der Praxis des Leistungssports hat es sich bewährt, vor der Einnahme jeglicher pharmakologischen Substanzen, Rücksprache mit dem betreuenden Sportarzt zu halten. Im Breitensport fehlen solche Ansprechpartner häufig ganz. Fest steht: „Beschwerden und Schmerzen während des Sports müssen professionell von medizinischer Seite abgeklärt und keinesfalls mit Medikamenten in Eigenregie therapiert werden. NSAR-Präparate weisen ein erhebliches Nebenwirkungs- und Gefahrenpotential auf“, warnt PD Dr. Thilo Hotfiel, Orthopäde, Unfallchirurg und Vorstandsmitglied der GOTS. Grundsätzlich bekämpft der Einsatz von Schmerzmitteln nicht die Ursachen der akuten oder überlastungsbedingten Beschwerden im Sport. Insbesondere die, je nach Sportart und Anforderungsprofil, überlastungsbedingten Verletzungen entstehen oftmals durch ein Missverhältnis zwischen Belastung und der individuellen Belastungsfähigkeit. Die Anpassung und Steuerung der Trainingsbelastung und die individuelle Erfassung von Risikofaktoren sind die wichtigsten Eckpfeiler in der Prävention und Therapie. Sind Medikamente während des Sports medizinisch notwendig, so sollten sie unter strenger Indikationsstellung, Abklärung des individuellen Risikoprofils und möglichst nur kurzfristig eingesetzt werden!
Team Basel „in time“
Videobotschaft vom „Team Basel“ zum Stand der Kongress-Organisation
Online Veranstaltungsreihe „Sportlerforum“ – in Zusammenarbeit mit der GOTS
SPORTLERFORUM – STARTEN SIE SPORTLICH IN DIE WOCHE! congressLIVE , die GOTS und andere Partner präsentieren ein neues Format für ein erweitertes Publikum. Dr. Gunter Frenzel, GOTS-Sportarzt des Jahres im persönlichen Gespräch mit Weltmeistern: über Corona, Herausforderungen, Leistung, Training… und mehr. Sportler im Porträt – ein Leben im Fokus – der Weg zum Sieg. Seien Sie dabei! Entweder live zum jeweiligen Datum – oder als Podcast auch hinterher – hier. –
GOTS-Bericht: Sportmedizinische Weiterbildung im Trail-Running
Ein Bericht von Prof. Volker Schöffl, Bamberg | Fotos: Dr. Michael Simon | Pitztal 23.-25.9.2020 Unter der Leitung von Prof. Volker und Fr. Dr. Dr. Isabelle Schöffl fand erstmals eine sportartspezifische sportmedizinische Weiterbildung zum Thema Trailrunning statt. Unter der Schirmherrschaft der GOTS trafen sich die Teilnehmer im wunderschönen Hotel „Vier Jahreszeiten“ im Pitztal Tirol. Unter entsprechenden Corona-Auflagen und einem angepassten Hygienekonzept konnte die Fortbildung kurz vor dem „Lockdown“ in Tirol noch problemlos stattfinden. Dabei bietet das Pitztal vor allem auch für die Praxisteile im Trailrunning ein perfektes Umfeld, liegt es doch auf der Strecke des legendären Transalp Runs und beheimatet bekannte Trail-Events wie den Pitz Alpine Gletschertrail. Während in den Theorieteilen Trailrunning von orthopädischer sowie kardiologischer, biomechanischer und sportwissenschaftlicher Seite ausführlich dargestellt und untersucht wurde, lag ein weiterer Schwerpunkt vor allem in der spezifischen Spiroergometrie. Das Team der Sportmedizin Bamberg bzw. der Kinderkardiologie Erlangen hat im Bereich der mobilen Spiroergometrie beim Trail-Laufen, Skibergsteigen und Kindersport eine hohe Expertise, welche in die Fachvorträge und die praktische Messung einflossen. So wurden mobile spiro-ergometrische Feldtests demonstriert und dann gemeinsam mit den Teilnehmern ausgewertet. Natürlich kam auch die Praxis nicht zu kurz. Kurz vor dem Wintereinbruch konnten wir gemeinsam noch einen 4h Lauf, vorbei am Riffelsee und hoch zum Taschachhaus am Gletscher durchführen. Dabei waren die Teilnehmer alle sportlich auf höchstem Niveau, Ex-Hawai-Ironman Absolventen oder bereits Transalp Finisher. Für die gemäßigtere Gruppe ging es mit Trail-Guide Mario hoch zum Riffelsee und vorbei an Murmeltieren auf wunderschönen alpinen Trails wieder hinab ins Tal. Nachdem am Tag 2, Freitag, der Winter kam, stellten wir kurzfristig das Programm um und waren schon früh um 7 unterwegs in Regen und Nebel hoch Richtung Braunschweigerhütte um dann am Vormittag im warmen Stübchen die Vorträge zu hören und dem Schneetreiben draußen zuzusehen. Unser Dank gilt dem Team des Hotels Vierjahreszeiten Pitztal, dass wir in dieser schwierigen Zeit diese Veranstaltung perfekt gestalten konnten. Hier im Hotel wird der Trailrunning-Sport von Seniorchef, über Chefin Jasmin Walser, Koch und Personal nicht nur geschätzt, sondern auch selbst auf hohem Niveau gelebt. Wenn man als durchnässter Läufer in die Lobby eintritt gibt es keine „schiefen“ Blicke, sondern ein sportliches, „wow, wo warst denn oben!“. Danke an Euch und bis zum nächsten Mal! Nachtrag: Winterreifen wären auch im September im Pitztal hilfreich….
Schmerzmitteleinnahme (NSAR) im Sport – im Spannungsfeld zwischen Schmerztherapie und Missbrauchspotential
GOTS-Newsletter Oktober 2020
Vorbeugen ist besser als heilen: Neues Buch „Primärprävention von Sportverletzungen“ erschienen | PM September 2020
Aus dem 6. Expertenmeeting der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) ist ein hochwertiges Buch hervorgegangen, welches Ärzten, Trainern, Therapeuten und Sportlern wertvolle Tipps und Hintergrundwissen zur Vermeidung von Sportverletzungen gibt. 30 Experten haben in dem Werk „Primärprävention von Sportverletzungen“ den derzeitigen Wissensstand in kompakter Form dargestellt. Sport ist wichtig für die Gesundheit. Allerdings birgt Sport auch Gefahren, denn seit Jahren steigt in allen Alters- und Leistungsklassen die Zahl der Sportverletzungen. Diese führen oft zu langen Ausfallzeiten, Sekundärverletzungen, Karriereende, eingeschränkter Lebensqualität, negativen Auswirkungen auf die Psyche und hohen Kosten. Rund 40 Prozent des gesundheitlichen Nutzens gehen dadurch wieder verloren. Dennoch werden Sportverletzungen in ihrer Gesamtheit kaum systematisch erfasst und zu wenig als Problem erkannt. Das Buch widmet sich deshalb Sportverletzungen und -schäden aller großen Gelenke des menschlichen Körpers vom Entstehungsmechanismus über die Prävention, Therapie, Rehabilitation bis hin zur Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität und dem Ausmaß von Langzeitfolgen inklusive ökonomischer Konsequenzen. Nach aktuellen Untersuchungen könnten etwa 50 Prozent aller Sportverletzungen durch präventive Maßnahmen und adäquates Training vermieden werden. Dazu zählen unter anderem richtiges Aufwärmen, Muskelaufbautraining, sensomotorisches Training, stabilisierende Maßnahmen, Regenerationsmaßnahmen und Ruhephasen, Vorsorgeuntersuchungen sowie eine sportartspezifische Ernährung. Zum Einsatz neuer Technologien in der Verletzungsprävention müssen dringend mehr Studien durchgeführt werden. Beim Einsatz dieser Technologien (Sensoren, Wearables, Smartphone, App, Social Media, Künstliche Intelligenz) ist die Erarbeitung von sinnvollen Messparametern wichtig. Das Buch bietet ausgezeichnete Übersichten erfahrener Wissenschaftler und Therapeuten und ist wertvoller Leitfaden für konservativ und operativ tätige Orthopäden, Unfallchirurgen und Traumatologen, Sport- und Rehabilitationsmediziner, Trainer und Physiotherapeuten, die sich über den aktuellen Stand der Primärprävention von Sportverletzungen informieren wollen. Herausgeber: Romain Seil, Prof. Dr. med., Service de Chirurgie Orthopedique, Centre Hospitalier Luxembourg und Luxembourg Institute of Research in Orthopedics, Sports Medicine and Science (LIROMS). Thomas Tischer, Prof. Dr. med. Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Universitätsmedizin Rostock. Primärprävention von Sportverletzungen Vopelius Verlag, Jena 2020, 155 Seiten, kartoniert, 30,00 Euro ISBN: 978-3-947303-22-9
Neues GOTS-Buch: „Primärprävention von Sportverletzungen“ erschienen
Aus dem 6. GOTS-Expertenmeeting, diesmal zum Thema „Prävention“, ist nach viel Arbeit aller beteiligten Autoren das sehr gute, umfangreiche Buch „Primärprävention von Sportverletzungen“ hervorgegangen. Schwerpunkt-Themen darin sind: Epidemiologie von Sportverletzungen Volkswirtschaftliche Kosten von Sportverletzungen und Prävention Wie funktioniert Präventionsforschung _ Methodologie Neue Technologien in der Prävention Implementierung von Präventionsmaßnahmen Evidenz für Präventionsmaßnahmen von Knieverletzungen Evidenz für Präventionsmaßnahmen von Hüftverletzungen Evidenz für Präventionsmaßnahmen von Schulterverletzungen Evidenz für Präventionsmaßnahmen von Sprunggelenkverletzungen Spezielle Aspekte im Kindes- und Jugendalter Verschiedene Aspekte einzelner Sportarten Zukünftige Forschungsfelder GOTS-Empfehlungen zur Prävention Das Buch ist erschienen im Vopelius-Verlag Jena. Es kann im normalen Buchhandel oder über Amazon bestellt werden, ISBN 978-3-947303-22-9. Kosten: 30 Euro GOTS-Mitglieder erhalten das Werk kostenfrei, es wird mit Heft 4 der SOT zugeschickt.